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Freitag, 21. Juni 2024

Ausstellung: Wohntrends in Miniatur - Exhibition "Living trends in miniature"

 

 
 Wie wunderschön, endlich mal wieder 
eine Ausstellung zu unserem Sammelgebiet!
 Und dann ausgerechnet nur über einen einzigen Hersteller,
Bodo Hennig,
den ich als wegweisend für mich ansehe.
English summarization at the end of the blog post.
 
Noch vor seinem Tod erlebte Bodo Hennig,
wie das Erbe seiner Firma gewürdigt wurde,
nämlich in seinem Geburtsort Borstendorf 
in der Nähe von Grünhainichen im Erzgebirge.
Dort entstand ein Museum, in dem Puppenhäuser und -möbel
aus seiner Produktion ausgestellt und dokumentiert wurden.

Bilder aus dieser Dauerausstellung hatte ich zwar gesehen,
aber sie nicht persönlich besucht.
Leider konnten die Museumsräume in Borstendorf dann
doch nicht weiter unterhalten werden und 
alle Puppenstubenerzeugnisse plus Unterlagen
wurden 2022 an
das Museum Oberschönenfeld in Schwaben
übergeben.
Sammler:innen wissen, was für ein Glücksfall dies für eine Sammlung bedeutet.

Hier wird sich sehr intensiv um diesen Schatz gekümmert,
d.h. der kulturelle Wert wird gesehen,
die Sammlung soll ergänzt werden 
und auch der wissenschaftliche Hintergrund soll weiter erforscht werden.

Über die Jahre habe ich öfter erlebt,
dass Firmen selbst wenig über ihre eigene Geschichte wussten.
Am Anfang war das wirtschaftliche Überleben am wichtigsten gewesen,
so dass keine Originalprodukte, Muster oder Kataloge 
aufgehoben wurden.
Bei älteren Firmen zerstörten die zwei Weltkriege oft alle Unterlagen.
Wenn das Unternehmen sich dann auf sicherem Fundament befand,
ein Firmenjubiläum anstand oder aus anderen Gründen zurückgeschaut wurde,
waren nicht mehr viele Informationen aufzufinden.

Genauso ging es auch Bodo Hennig.
Wir Sammlerinnen und Sammler haben mehr Objekte aus der frühen
Firmenzeit als der Firmengründer und seine Nachkommen.
Gerade die Fünfziger bis Siebziger Jahre sind sehr schlecht dokumentiert.
Obwohl Bodo Hennig selbst schon in den Achtziger Jahren
retrospektiv sammelte.
Aber das Museum ist sehr an der Aufstockung interessiert
und weiß genau, was noch fehlt.
Wer also daran denkt, irgendwann ihre/seine Sammlung aufzugeben 
und alte Bodo-Hennig-Objekte in gute Hände abgeben bzw. verschenken will,
wo sie sorgfältig aufbewahrt und öffentlich zugänglich gemacht werden,
der möge an das Museum denken.

In kurzer Zeit wurden hier die Bestände gesichtet 
und auch zügig die erste Ausstellung realisiert,
um an die Öffentlichkeit zu gehen.
Ein Flyer, siehe meine Fotos,
wurde gedruckt, 
und, was besonders für uns Sammler:innen interessant ist,
ein gut recherchiertes Begleitheft von 96 Seiten veröffentlicht,
in dem viel Wissenswertes zusammengefasst ist,
sowie die Objekte der Ausstellung abgebildet und im Detail beschrieben werden.

Das Wissenswerte sind Aufsätze zu
 
- dem Entstehen der Sammlung Bodo Hennig
- dem Konzept der Ausstellung
- Bodo Hennigs Leben
- der Firma Bodo Hennig Puppenmöbel
- Wohntrends in der Realität und in der Version von Bodo Hennig,
- dem Museumsbestand von realen alten Möbeln.

Was ist nun neu für mich?
Schließlich interessiere ich mich seit vielen Jahren 
für die Firma Bodo Hennig,
startete diesen Blog eigentlich,
um Informationen über seine Produkte zu teilen 
und hoffentlich auch welche zu erhalten,
versuchte auch mit meinem beruflichen Hintergrund
als wissenschaftliche Bibliothekarin
alles zu finden, was in deutschen Bibliotheken vorhanden ist -
was gibt es Neues für mich in diesem Begleitband
zur Ausstellung zu entdecken?
Eine Menge.
Denn die Informationen zur Person von Bodo Hennig
sind fast alle privaten Ursprungs,
auch viele Firmeninterna wurden nirgendwo vorher veröffentlicht.
Im Aufsatz zu den Wohntrends kommt die Autorin Johanna Feige 
zu oft denselben Schlüssen in Bezug auf Designvorbilder Hennigs
wie auch ich, was unsere Interpretation ein wenig zuverlässiger erscheinen lässt.

 


Der Begleitband heißt
 
"Wohntrends in Miniatur :
Moderne Puppenmöbel von Bodo Hennig 1950-2000."
Hg. Eva Bendt.
Schriftenreihe der Museen des Bezirks Schwaben, Band 63
Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung 
vom 17.3.2024 bis 13.10.2024.
Achtung:
VERLÄNGERT bis 9.2.2025
Er kostet 13,00 EUR zzgl. Versandkosten.
Die Webseite des Museums

Ich habe vor, die Ausstellung noch zu besuchen,
freue mich aber auch darüber,
schon im Begleitband zu schmökern.

Die Fotos hier sind aus dem Flyer,
nicht aus dem Begleitband.

Im Text wird von 34 Puppenhäusern von Bodo Hennig in den 50 Jahren
ausgegangen, von denen das Museum insg. 18 besitzt, 
ab 1982 lückenlos.
Das älteste in dieser Sammlung ist von 1969.
Das finde ich natürlich spannend und in einem meiner nächsten Blogposts
muss ich unbedingt eine Chronologie der Puppenhäuser einschließlich
Fotos derselben auflisten ;).
Mal gucken, ob ich auch auf 34 Exemplare komme... 
Ach ja, es ist ein wunderschönes Messefoto im Büchlein,
ganzseitig, das einen der Fünfziger Jahre Bungalows
von Hennig sehr deutlich zeigt - auch neu für mich.

Ebenfalls einen Blogpost wert:
Im Katalog von 1955 werden 44 Produkte aufgezählt.
Sieben sind in der Museumssammlung.
Habe ich Fotos von allen 44 Objekten? 
 
Und welche Quellen werden in dem Begleitband genannt?
Die privaten Quellen, wie Tagebücher, Interviews, Firmenunterlagen,
sind für mich ja nicht zugänglich.
Gibt es noch öffentlich zugängliche Quellen,
die ich nicht kenne?
Kann ich noch Materialien beisteuern?
Das muss ich noch überprüfen.
Sehr inspirierend!

In der Ausstellung sind allerdings zwei Objekte,
die wohl in keiner unserer Sammlungen zu sehen sind:
die berühmten Käsekistchen,
mit denen die junge Firma in der Anfangszeit ihr Geld verdiente,
um die Puppenmöbelproduktion zu finanzieren,
und die ersten Puppenmöbel im Bauernstil,
die keinen großen Anklang fanden.
Auch die drei Export-Produkte für den USA-Markt sind sehr selten -
ich kenne nur eine einzige Sammlerin,
die die Sechziger-Jahre-Export-Küche hat.


 
 
 
An exhibition celebrating the work of Bodo Hennig,
 a pioneer for collectors of doll's houses and furniture, 
had been established in Borstendorf, 
his birthplace in the Ore Mountains. 
However, the museum in Borstendorf could no longer support the exhibition. 
Fortunately, all the doll's house products and documents
 were relocated to the Oberschönenfeld Museum in Swabia.
The Oberschönenfeld Museum is now responsible for the care 
and expansion of the collection, 
as well as further research into the scientific background of Hennig's work. 
This relocation ensures that the cultural value of the collection is recognized and preserved. 

Many companies have little knowledge about their own history, 
as original products, samples, and catalogues were often not preserved 
due to the focus on economical survival in the early stages. 
Documentation is particularly lacking in older companies, 
often due to the destruction caused by the two world wars. 
The museum is aware of he lack of information on the early days of the company.
 Collectors have more objects from that period than the museum itself. 
The museum is keen to expand its collection
 and welcomes any old Bodo Hennig objects for preservation and public accessibility.
 
 The collection has been reviewed and an exhibition has been planned and is on display, 
complete with a flyer and a well-researched accompanying booklet
 containing interesting facts and detailed descriptions of all the objects.
 
The accompanying volume is titled 
"Living trends in miniature: Modern Doll Furniture by Bodo Hennig 1950-2000." 
Contributions include the creation of the Bodo Hennig Collection, 
the concept of the exhibition, 
Bodo Hennig's life, 
the history of the Bodo Hennig doll's furniture company,
 living trends in reality and the Bodo Hennig version, 
and the museum's collection of real life-sized old furniture. 
It reveals previously unpublished details about Bodo Hennig and the company. 
The essay on living trends also agrees with my own conclusions, 
making their interpretation more reliable. 
The book is available for purchase.
And I plan to visit the exhibition as well.
 
Summarized and translated with DeepL.com (free version)

3 Kommentare:

  1. Liebe Astrid, vielen Dank für den tollen Tipp mit der Ausstellung. Ob ich einen Besuch schaffe muss ich erstmal sehen wie weit es von mir entfernt ist.
    Aber ich habe mir heute gleich das Begleitheft bestellt. Super dass du auch die entsprechende Seite verlinkt hast.
    Ich bin ja sehr oft in deinem Blog, danke für deine Recherchen und Posts.
    Liebe Grüße von Ingrid

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  2. Super, ich hoffe, Dir gefällt der Begleitkatalog genauso gut wie mir. Und wenn Du es eher in die Ausstellung schaffst als ich - melde Dich...

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  3. Das ist ja super. Ich wohne gleich um die Ecke. Sammle zwar selbst nicht, sehe mir aber sehr gerne Bilder von alten Puppenhäusern an. Ich werde sicher hingehen wenn die Affenhitze hier vorbei ist :)

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