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Freitag, 19. August 2022

1960er Wohnzimmer - Hermann Rülke - 1960s living rooms

Wohnzimmer mit Bananensofa
 
 

 
um1960
 

 
"Bananen"-Sofa und Cocktailsessel, dazu der passende Hocker.
 Ein komplettes (?) Ensemble.
Die Caco-Dame ist aus derselben Zeit.
 
  The "banana" sofa and the cocktail chairs, 
as well as the two cabinets, and a matching stool.
A new complete (?) living room set by Rülke.
 
 
 
 
Ein kleiner Knopfgriff und niedlich Beine


 
aus meiner Sammlung
 

 
 
 
 
1963 Anbaumöbel von Hermann Rülke


 
 
"Zweckmäßig und Formschön - 
ein neuer Weg in der Raumgestaltung durch Anbau- und Aufbaumöbel."
 Versandhaus Leipzig 1960 

 
 
1963 Spielzeugprospekt DDR

"Genau wie wir, sollen auch die Puppen in schönen und zeitgemäßen Häusern wohnen.
Puppenhäuser gibt es getreu unseren Wohnungsbautypen 
von dem einfachsten bis zum modernsten Grundriß.
Viele formschöne Möbelsortimente ermöblichen es der Puppenmutter,
diese Wohnungen geschmackvoll einzurichten."

Auf der Couch - 1958 - On the couch


 
 

 
 
 
"Anbau- und Aufbau-Möbel geben Ihnen die Möglichkeit,
die kleinste Wohnung - den Landhaushalt und das Mehrraumheim - 
praktisch und doch kulturvoll einzurichten.
Mit wenigem können Sie beginnen und das Angeschaffte nach und nach ergänzen."
"Add-on" and "surface-mounted" furniture give you the possibility to furnish
the smallest dwelling - the country household and the multi-room home - 
practical and yet full of culture.
You can start with just a few items and gradually add to what you have acquired." 
(Citation from the leaflet of the mail-order company Versandhaus Leipzig 1960)


 
 1960 
 
Typenübersicht Modell "Gotha":
 Schreibschrank, Universalschrank, Kommode, Vitrine,
Bücherschrank, Fußgestell und  Eckschrank

Auch die Polstermöbel wurden als "Polster-Anbau-Möbel"
verkauft.
Es gab einen Sessel, eine Bank und ein Eckteil in Eiche natur.

"Polster-Anbau-Möbel erlauben so viele Anordnungsmöglichkeiten,
daß praktisch jedem persönlichen Geschmack Rechnung getragen werden kann."
 
 

Sammlung Jörg Bohn
 
 

 
Radio und Fernsehen von Rudolf Süß, Annaberg, Erggebirge

 
 
 
Sessel von Rülke Anfang der Sechziger Jahre
 


Die Sechziger Jahre, eine schwer zu beschreibende Stilperiode im Möbeldesign.
Die Nierentische und Tütenlampen sind verschwunden, selbst in der DDR,
wo durch den eisernen Vorhang die Veränderungen immer etwas später zu spüren waren.
 
 
 Die "Nagelsessel" - das Design ist noch typisch 50er.
  Dazu gab es auch eine (seltene) passende Couch. 
Die Sessel wurden mit vielen verschiedenen Stoffarten 
in vielen Farben und Mustern bezogen.
 
 

 
 
 



aus meiner Sammlung
 
Mitte der Sechziger
 
 
The sixties, a furniture design period which is difficult to define.  
No vivid colors like red, yellow, blue, or green, combined with black, any more. 
The furniture was less glamorous and less playful as before 
and the Scandinavian Teak look became even more popular. 

Sprossenstühle finden wir in diesem Wohnzimmer immer noch - 
sie sind jetzt jedoch aus Plastik. 
Alle anderen Möbel und auch das Zubehör sind aber noch aus Holz.
 Die Farben sind nicht so kontrastreich wie in den Fünfzigern,
 die Formen haben sich noch nicht sehr verändert.  
 

 
 



 
 
Der Kartondeckel - The lid of the box
 
 




 
 Später war das Wohnzimmer sogar auf auf dem Kartondeckel abgebildet.
Later this livingroom set was depicted on the box.



 Beistelltisch - 1967 - Side table

 

 
Der kleine Tisch aus hellem Holz mit grüner bzw. 
gelber Plastikplatte sah sehr originell aus, 
deshalb wollte ich ihn gerne haben.
Ich habe ihn dann erst sehr viel später in einem Katalog aus der DDR gefunden:

Having identified an old side table
featuring a yellow and a light green plastic leaf
as part of a livingroom set made in 1967 by Hermann Rülke,
I found other pieces with this striking feature.

Hier sind 3 Modelle von Rülke, in denen die dünnen Plastikscheiben vorkommen.
 Die Kommode hat die typischen Rülke-Röhrengriffe.

 


Ein goldener Knopf - A golden knob
 

 
 
 Ein klassischer 60er Jahre Schrank.
Warum sehen wir das sofort? 
Genau, die Beine sind verschwunden und damit die Leichtigkeit der Fünfziger. 
Einzig der goldene Knopf erinnert noch an die vergangene Zeit. 
Dieser Schrank steht fest und solide auf dem Teppichboden und bietet viel Platz: 
die Türen kann man öffnen, die mittlere Schublade unten aufziehen.

A 60s cabinet - no legs anymore,
the easiness of the 50s is replaced by solid weight in the living room.
The only reminder is the golden knob.
We also see its predecessors and its escorting seating furniture.


 
 
Mitte der Sechziger Jahre - Mid-sixties
 






 Waffelmuster
 



Ein grüner Knopf - A green knob
 
 Wir haben schon einige Möbelkartons von Rülke gesehen - 
auch wenn die Firma auf der Verpackung nie genannt wurde. 
Auch auf diesem Karton fehlt eine Herstellerangabe. Leider.
We have seen some Rülke boxes until now - 
always without the name of the firm printed on the cardboard.
 Just as on this one.

 
Die Zeichnungen stellen diesmal aber ein reales Möbelprogramm dar und 
helfen uns bei der Zuordnung oder beim Zusammenstellen
 eines authentischen Wohnzimmers von Mitte der 60er.
Auf den Zeichnungen sind nur Drehsessel zu finden, alle mit demselben Begleittisch.
The drawings copy a real furniture line made by Rülke though. 
Note the swivel armchair which came in many different colours and designs.



 
Das Wohnzimmer im VERO-Hochhaus





 
Eindeutig Sechziger, obwohl noch viele Stilelemente gut in die Fünfziger Jahre passen.
From the sixties - though many features come from the fifties.




Dagmars Sammlung




Wohn/Esszimmer


 Um 1966 - in einem kleineren Maßstab als sonst, etwa 1:15.
Die Ari-Puppen passen sehr gut zu den kleinen Möbeln.
Around 1966 - on a smaller scale than usual, about 1:15.
The Ari dolls come in the perfect scale for this set after all. 



Grün-weißes Wohnzimmer - Green-white living room

 

 
Links sind Rülke-Möbel mit Untergestellen oder Beinen aus weiß lackiertem Holz.
Der asymmetrische Schrank ist im Originalzustand,
weder fehlt an der rechten Tür ein Griff,
noch unten eine Schublade.
Ich finde das Design sehr ungewöhnlich und schön.
Schrank und Tisch gab es mindestens seit 1968 -
und sind noch in einem Versandhauskatalog der DDR von 1972 zu finden.
Auch wenn das Sofa mit den weißen Holzbeinen so gut zum Tisch und dem Schrank passt - wahrscheinlich kam es erst später ins Programm.
Die ursprüngliche Couchgarnitur sah wohl so aus wie auf dem nächsten Foto:
  
The living room on the left is made of wood, the legs painted white.
They look like a set but I think the sofa came later
and the original livingroom looked like the one on the photo below.
The cabinet's design is unusual because of the asymmetrical doors -
the lower shelf is meant to be empty, it is not missing a door or a drawer.




 
Diese dazu passenden Schränke sind später entstanden
und der Hauptunterschied ist das Untergestell aus feinem Plastik.
Es ist wirklich sehr dünn und
deshalb bekommt man selten unbeschädigte Schränke angeboten,
meist ist das angeklebte Gestell abgebrochen und nur das Holzteil übrig geblieben.
 
These matching cabinets are of a later design.
The leg construction is made of very thin plastic
- meaning that not many complete pieces have survived.


 
Das VERO-Wohnzimmer von 1972 laut Katalogangebot
- nur noch das Sofa ist hier übrig geblieben,
dafür hat man die typischen Rülke-Stühle in das Zimmer integriert.
 The VERO room in 1972.
The dining table with Rülke's chairs is added.
Cabinet, table and armchairs are no longer part of the set.
 
 
In den meisten Puppenhäusern sind die frühen Teile mit dem Untergestell aus Holz
und die späteren Teile bunt gemischt zu sehen,
sie passen einfach zu gut zusammen.
The Rülke parts of the set
and the later VERO parts are mixed up in many dolls houses.
 
 
 
1968 

 
 
untere Reihe - Mitte
Ein "Altdeutsches Wohnzimmer", 
d.h. mit "Stilmöbeln" - und supermodernem Kamin.
 
 


Wohnzimmer mit wuchtiger Schrankwand
 

aus meiner Sammlung
 
Die Datierung ist schwierig, denn schwere Schrankwände gab es sehr lange.
Doch die festgeklebten Bücher
und die fragilen Plastikschiebetüren weisen stark auf die Sechziger Jahre hin.
Another heavy cabinet with fixed wooden books on one shelf. 
 

1968

Im linken Puppenhaus, wenn man ganz genau hinsieht,
ist eine ähnliche Schrankwand von Rülke zu entdecken, was unsere Datierung erhärtet.
A similar heavy cabinet by Rülke is shown in the dollhouse on the left.




 
Sogar in dieser Zeichnung auf einem Möbelkarton von Rülke dieser Zeit,
kann man eine Version des schweren Wohnzimmerschranks entdecken.
Even in this drawing on a furniture box of Rülke of that time,
one can discover a version of the heavy living room cabinet.

aus meiner Sammlung
 
Eine Neuerung ist im Innenleben des Schrankes zu sehen.
Die Stifte, die die Schranktüren halten,
sind hier fragile Einlegeteile aus Weichplastik, die sehr leicht kaputt gehen.
An innovation can be seen in the interior of the cabinet.
The pins that hold the cabinet doors
are here fragile inserts made of soft plastic that break very easily.


 
Keine wirklich "schönen" Schränke zeigt dieser Möbelstil -
aber man sieht sehr realistisch die Entwicklung des Möbeldesigns.

Der nächste Schritt im Rülke-Puppenmöbelprogramm war 
die Umstellung auf Kunststoff
und endlich auch auf Anbaumöbel, 
die nun mal viel praktischer und flexibler waren.

These are not really "beautiful" cabinets, aren't they?
But they show very well the development of furniture design at the end of the sixties.
The next step was the conversion to plastic and finally to add-on furniture,
which was much more practical after all.


1969
 




Ein kleiner Exkurs für die geschichtlich interessierten SammlerInnen:
1971 - also vor der vollständigen Verstaatlichung - waren in der DDR noch 7 Firmen unter der Rubrik "Puppen- und Puppenstubenmöbel" im Messekatalog von Leipzig aufgeführt:
  1. Linus Dähnert, Fabrik feiner Holzspielwaren, Wünschendorf - Holzmöbel
  2. Paul Hübsch, Puppenmöbelfabrik, Seiffen - Holzmöbel
  3. Hermann Rülke, Spielwarenfabriken, Kleinhartmannsdorf - vorwiegend Plastikmöbel, aber auch noch Holzmöbel
  4. VEB Spielwarenwerke Schneeberg, Schlema (ehemals Sieber & Söhne) - deren Produktion kenne ich nicht
  5. Thüringer Spielwarenfabrik, vormals F.W. Freitag & Co. - hier wurden wohl vor allem Schaukelpferde hergestellt
  6. Ullrich & Hoffmann, Puppenstubenmöbel, Seiffen  - vorwiegend Holzmöbel, aber auch einzelne Plastikmöbel
  7. VERO, Olbernhau - Holz- und Plastikmöbel (erst seit 1971 in eigener Serie)
 
- Der Blogbeitrag ist von mir stark gekürzt worden, im März 2024, 
da Google Fotos viele meiner über zehn Jahre alten Fotos
 als nicht gesichert eingestuft hatte und sie deshalb nicht mehr anzeigte. -
 
 
  Wenn nicht anders vermerkt, sind alle Fotos aus meiner Sammlung
diePuppenstubensammlerin
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