Samstag, 31. August 2013

Puppenstubenmuseum - Jakobsweiler - Dolls House Museum

 
In der Pfalz, nicht weit von Kaiserslautern entfernt, 
verbirgt sich in dem kleinen Dorf Jakobsweiler 
ein noch kleineres Puppenstubenmuseum, das eine besondere Geschichte hat.


Ingeborg Michno ist eine der drei legendären "Traumwelten der Fünfziger Jahre"-Sammlerinnen,
die 1996 mit Gisela Bickel und Swantje Köhler
 die gleichnamige Ausstellung mit ihren Puppenhäusern und Stuben bestückte.
Der Ausstellungskatalog erschien im selben Jahr und ist schon lange vergriffen.
Antiquarische Ausgaben erzielen bei eBay auch mal über Preise über 200 Euro,
je nachdem wie lange es nicht angeboten wurde.


"Visiting a legend" would have been an appropriate title for this post -
or at least starting with 
"Once upon a time three collectors of 1950s dolls houses 
put on an exhibition and inspired many many other lovers of miniatures
 to begin collecting this period, too."

These three collectors were Gisela Bickel, Swantje Köhler and Ingeborg Michno.
Once upon a time was actually in 1996, the exhibition was in the >Bruchsal Palace 
and one of the inspired people was I, myself - and nearly every collector I know of.

Until that date collecting dolls houses meant collecting pre-WWI treasures with porcelain dolls
 - I am convinced that the credit for that change of perception goes to these three ladies.

The exhibition catalogue documenting their pioneer work 
was published in the same year and is a much wanted rarety. 
Ingeborg Michno succeeded in opening a small museum in Rhineland-Palatinate,
 in the romantically situated small village Jakobsweiler.
In this post I will take you with me through the exhibition room of the former "milk house"
 - the location in a village where farmers put the milk cans in old times 
which were later taken to the dairy. 
Ingeborg Michno herself was our kind guide who let us stay much longer 
than the official opening times and patiently answered all our questions. 
Many thanks again!


In diesem Beitrag stelle ich nun einige der legendären Traumwelten-Stuben und Häuser vor. 
Begleitet wurde unsere kleine Sammlergruppe von Ingeborg Michno selbst, 
die uns aufs herzlichste Willkommen hieß und sich viel Zeit nahm - vielen Dank!

Gleich am Eingang steht als Highlight schon eines meiner Lieblings-Gottschalk-Häuser.
 Irgendwie unwirklich, jetzt direkt davor zu stehen, nach all diesen Jahren
 - ich hatte den Ausstellungskatalog gleich im Jahr 1996 gekauft 
und er war jahrelang das einzige Nachschlagewerk, das uns allen zur Verfügung stand.



Just near the entrance is my personal highlight,
 a Moritz Gottschalk house from the beginning of the 60s -
 one of my favourite pieces actually 
- I bought and loved the exhibition catalogue right in 1996 
as I worked in a book shop at that time.
 For years it was the only reference book we had for our hobby.
Why do I love the flower pot so much? 
Because in all my Gottschalk houses it is missing...

Warum ich die Gottschalk-Blumenschalen so mag?
 Ganz einfach - weil sie in keinem meiner Gottschalk-Häuser mehr vorhanden sind.
Wie so viele Häuser dieser Firma ist dieses von 3 Seiten zu bespielen, 
das Zimmer rechts unten, auf dessen Decke die Terrasse ihren Platz findet, 
ist nur von der Seite einsehbar.
Like many Gottschalk houses there were actually 3 sides to play with:
 front, back and the side room under the terrasse.





Vorne links fährt ein Püppchen auf einer knallroten Vespa durchs Bild
 - die durfte sogar bis auf den Buchumschlag von "Traumwelten" weiterfahren...

The motor scooter in front of the house was honoured 
by appearing on the back cover of the catalogue.

 



 
Diese schöne VEB Grünhainichen Doppelstube
 war zwar auch in der Traumwelten-Ausstellung zu sehen, 
aber sie war zu der Zeit noch anders eingerichtet. 
Jetzt ist sie links mit einem der seltenen Kinderzimmersets von Fritz Altmann bestückt
 und rechts mit einem Wohnzimmer, das auch als Büro dient.




Ja, ich weiß, dass ich dauernd "eines meiner Lieblingsstücke..." schreibe,
 hier stimmts auch wieder. 
Die Möbel aus Holz sind von Fritz Altmann und wurden wohl noch 1967 angeboten,
Hoffentlich passen die Ari-Kinder gut auf die teure Fliegenpilz-Stehlampe auf.

I keep writing "one of my favourite..." 
- yes, I know - and that is true here again. 
The wooden bed, table, chairs, pen and stool are by Fritz Altmann and still on sale in 1967.
 Look at >that ad of a dollshouse  where you can glimpse it. 
Hopefully the playing Ari kids will not damage the expensive mushroom floor lamp.


 

Die schöne zweiteilige Zwischentür dieser Stube.
The beautiful double-winged door of the room box.
 
 


Eine lebhafte Stube,
 denn in der Paul-Hübsch-Küche links wird eifrig gebacken 
während rechts gefeiert wird. 
In der Traumwelten-Ausstellung ging es noch etwas gemächlicher zu.

A lively room box - in the Paul Hübsch kitchen on the left the parents are baking cookies
 while in the livingroom a party is in full swing.
 In the exhibition catalogue the scene was more easy-going.
 
 




Elvis an den Wänden und Rockn' Roll auf dem Teppich. 
Ich erwähnte ja schon, dass Ingeborg Michno ihre Stuben
 gerne mit dem Lebensgefühl der Fünfziger erweckt.
Elvis on the wall and Caco kids dancing Rockn' Roll.
 I already mentioned that Ingeborg Michno loves to revive the 50s.
 

 




Diese Wohnzimmer-Anbaumöbel fand ich immer schon sehr faszinierend.
 Eine Ausnahme im immer gleichen Wohnzimmer-Ensemble von großem Wohnzimmerschrank, kleinem Schränkchen und der Sofagarnitur. 
Statt dessen Schränke im modernen und platzsparenden Anbausystem.
Wer war wohl der Hersteller?
Fritz Altmann

Really fascinating the livingroom add-on cupboards of the 50s.

  


1956 Mail-order catalogue - Versandhaus Neckermann



 




 

Bodo Hennig: in dieser alten Stube kommt sein "Schwedenregal" besonders gut zur Geltung, 
die Tapete auf der Rückseite sorgt schon dafür. 
Auch vorne die drei Blumenbänke, 
die ineinander geschoben werden können, 
der typische Dreiersatz, sind von Hennig.
 Bodo Hennig: this old room box presents his "Swedish shelf unit"
 to the best advantage - the black wallpaper helps a lot. 
The three nested flower banks in front are also by Hennig.


>Traumwelten der fünfziger Jahre









 enthielt ja auch Teile der Sammlungen von Gisela Bickel und Swantje Köhler. 
Diese Sammlungen existieren leider nicht mehr, 
Gisela Bickel verkaufte kürzlich aus Altersgründen ihre Sammlung komplett und Swantje Köhlers Ausstellungshäuser und Stuben
 sind wohl einzeln verkauft worden, einige davon finden sich im Besitz
 der Mitglieder meines Sammlerkreises,
 z.B. in der Sammlung Borbeck, der Sammlung Anna Setz
der Sammlung Katharina oder im Virtuellen Puppenmuseum von Jörg Bohn.
So ist Inge Michnos Sammlung heute das letzte Stück der "Traumwelten", 
das man sich noch ansehen kann. Hoffentlich noch sehr lange...

The exhibition >"Dreamworlds of the Fifties" was equipped by three collectors
 but only Inge Michno's collection is still complete
 - sadly the other two collections are scattered all over Germany and Switzerland now.





  Zwei Ladentypen, der TV-Kaufladen und der Lampenladen, 
wurden oft nachgeahmt,
 denn so können Sammlerinnen schön ihre in Schubladen und Kisten schlummernden Schätze präsentieren.
These two types of shops - 
the TV shop and the lamps shop were often copied 
to present a collection of these accessories.





Dieser raffinierte Kaufladen ist als Blumenladen eingerichtet, 
was sich durch den ungewöhnlichen Blumenständer im Schaufenster 
und die Blumendekoration rechts ja direkt anbietet. 
Er stammt vermutlich auch aus der Produktion des >VEB Seiffener Spielwaren .

This artful flower shop was most probably made by  >VEB Seiffener Spielwaren .




Blick vom Ausstellungsraum auf den kleinen Vorraum des ehemaligen "Milchhäuschens"
 - alles im Fünfziger-Jahre-Stil.
Hiermit beenden wir unseren Rundgang und tragen uns natürlich ins Gästebuch ein.
 Vor der Rückfahrt stärken wir uns im nahe gelegenen Gasthaus und reden über die guten alten "Traumwelten"-Zeiten.

View from the exhibition room into the small vestibule -
 inspired by the Fifties, too.
Here we finish our tour through the former "milk house" 
and walk down the street to the inn, 
talking about the glorious old "Dreamworlds-of-the-Fifties" days.


Puppenstubenmuseum Jakobsweiler

 mit der Sammlung von

Ingeborg Michno


Adresse und Öffnungszeiten
www.puppenstubenmuseum.de



Nachruf für Inge Michno - Obituary for Inge Michno

17. Mai 2016


Letzte Woche starb Inge Michno,
 bekannt als eine der drei Sammlerinnen der legendären Ausstellung
 "Traumwelten der 50er Jahre" von 1996.
Ich lernte Inge Michno vor ein paar Jahren in ihrem kleinen Museum in Jakobsweiler kennen, 
wo ihre Exponate aus dem Traumwelten-Ausstellungkatalog dauerhaft ausgestellt sind.
 Schon von ihrer Krankheit gezeichnet widmete sie all ihre Zeit dem Museum 
und war eine kluge und liebenswerte Gesprächspartnerin. 
Sie und ihre zwei Sammlerfreundinnen haben mich durch ihre Ausstellung
 in meiner Sammelleidenschaft sehr bestätigt und unterstützt
 - in einer Zeit als kaum jemand die Fünfziger-Jahre-Puppenhäuser als sammelwürdig erachtete. 
Kaum ein Buch oder Ereignis hatte diesen Einfluss auf mich,
Deshalb werde ich Inge Michno nicht vergessen können.

Last week died Inge Michno
known as one of the three collectors
 who organized the legendary exhibition Traumwelten der 50er Jahre 
("Dream worlds of the 50s") of 1996. 
 I met her a few years ago in her small museum in Jakobsweiler
 where her collection is on display. 
Already very ill, she devoted all her time to the museum 
and was a clever and amiable conversationalist. 
She and her two collector friends are one reason 
for my lasting dollshouse passion
 - the exhibition was the first proof that collecting dollhouses of the fifties 
was not a strange eccentricity of mine
Hardly another book or event had this influence on me. 
That is why I will never forget Inge Michno.


- Stark gekürzt im März 2024, 
da Google Fotos viele meiner über zehn Jahre alten Fotos
 als nicht gesichert eingestuft hatte und sie deshalb nicht mehr anzeigte. -
 

Kommentare:

  1. Oh, this is so sad! I am very sorry to hear this news.

  2. Ich bin auch sehr traurig. Wir hatten gemeinsam mit Frau Bickel bevor wir die Traumwelten-Ausstellung machten, eine wunderschöne Zeit des Forschens, Entdeckens und Teilens. 
    Viel Umschläge mit Kopien wanderten zwischen uns hin und her.
    Beim Aufbauen der Ausstellung hatten wir so viel gelacht.. Bei Besuchen in ihrem kleinen Puppenhäuschen hatten wir gute Gespräche. Ich werde sie immer als eine zarte, leicht chaotische, und starke Frau mit einem harten Schicksal mit vielen Verlusten in Erinnerung behalten.

  3. Eva
    Hallo Astrid,
    der Tod von Inge Michno hat mich sehr getroffen. Sie war so lange so tapfer.
    Trotz ihrer ständigen Schmerzen versuchte sie immer wieder, uns gegenüber fröhlich zu sein und mitunter auch noch zu scherzen.
    Sie hat Eri und mich stets herzlich als Gäste willkommen geheißen.
    Die Anregungen aus dem legendären Buch "Traumwelten der 50er Jahre" von 1996 beeinflussen bis heute meine Sammlung.
    Aus diesem Museumskatalog konnte ich einige Stuben von ihr erwerben. Sie werden mich immer an eine kompetente Sammlerin und große Persönlichkeit erinnern.
    Aber nicht nur das.
    Unvergessen bleiben die Besuche bei ihr. Besonders gern erinnere ich mich an das eine Mal, als sie uns im Haus ihres Lebenspartners empfing. Dort hatten die beiden die Kaffeetafel ganz im Stil der 50er Jahre gedeckt - bis ins kleinste Detail.
    Immer wieder machte sie anderen Menschen gerne eine Freude:
    So bekam ich einmal zur Weihnachtszeit ein Überraschungspaketchen mit kleinen Schätzen.
    Inge Michno wird nicht sterben, solange ein anderer ein Bild von ihr im Herzen trägt.
    Eva aus der Eifel
     
  4. Anonym 
    Eine liebe Freundin und warmherzige Frau ist von uns gegangen. Ich bin unendlich traurig. Inge und ich lernten uns als Sammlerinnen kennen; doch wurde im Laufe der Jahre eine intensive Freundschaft daraus. Ich habe viel von ihr gelernt, besonders, was die 50er-Jahre angeht. Durch sie lernte ich z. B. den Charme der farbenfrohen und formenreichen Kunststoffservicechen kennen und wertschätzen.
    Wenn sie von ihren eigenen Anfängen des Sammelns erzählte, verwies sie stets auf ihre berühmte ältere Schwester, die Schriftstellerin Susanne Faschon, die schon lange alte, hochwertige Puppenstuben gesammelt hatte.
    Geradezu ins Schwärmen geriet Inge, wenn sie von ihren gemeinsamen Flohmarktbesuchen sprach. Im Jakobsweiler Museum steht eine Stube von ihr, die sie ihrer "großen" Schwester gewidmet hat. Ihre dort ausgestellten anderen Stuben und Häuser zeigen in ihrer Ausgestaltung ganz häufig auch den Zeitgeist, die Aufbruchstimmung, das neue Lebensgefühl dieser Nachkriegszeit mit vielen Details.
    Viele Male kopiert und bekannt sind u. a. die "Milchbar", der Lampen-und Radio/Fernseher-Laden, die Karnevalsfeier mit Rock`n Roll-Tanzpaaren, die Grill-Party und vieles mehr.
    Ihr Ideenreichtum war unerschöpflich.
    So war sie auch von Anfang an und immer wieder die Ideengeberin für das kleine, aber feine Jakobsweiler Museum.
    Alle Texte dort stammen aus ihrer Feder, sowohl für die 50er- als auch für die 30er-Jahre. Für die unterschiedlichsten Zielgruppen erstellte sie Führungstexte.
    Besonders viel Freude machte ihr die schulpädagogische Arbeit. Auch initiierte sie zahlreiche hochrangige Wechselausstellungen .Sie machte alles mit viel Herzblut.
    Wie ein neuer Impuls war es für sie, als sie Astrids erstes Fotobuch in Händen hielt.
    Sie rief sofort hellauf gegeistert bei mir an. Es ging um die Herstellerfrage von Puppenmöbeln der 50er-Jahre. Ein stundenlanges Gespräch war die Folge mit herrlicher Fachsimpelei. Jedoch bei aller Leidenschaft fürs Sammeln verlor sie nie das Menschliche aus ihren Augen. So half sie mir in gesundheitlich schweren Jahren liebevoll über vieles hinweg. Wir haben aber auch viel gelacht; denn Inge hatte Mutterwitz, Humor, Sinn für Komik und Kabarett, kurzum, sie hatte Interesse für das gesamte quirlige , volle Leben um sie herum. Sie nahm es auf und konnte es amüsant kommentieren. Ihr wacher Geist, ihre Belesenheit, Ihre Spontaneität und Ideenreichtum werden mir stets gegenwärtig sein.
    Sie war und bleibt für mich und viele andere einfach ein wundervoller Mensch.
    Ich ziehe vor ihr den Hut und möchte das mit ihren Worten ausdrücken: "Chapeau!"
    So habe ich ihr am Ende nur noch eins zu sagen: "Danke für alles - deine Eri"