Beistelltisch - 1967 - Side table
Der kleine Tisch aus hellem Holz mit grüner bzw.
gelber Plastikplatte sah sehr originell aus,
deshalb wollte ich ihn gerne haben.
Ich habe ihn dann erst sehr viel später in einem Katalog aus der DDR gefunden:
Having identified an old side table
featuring a yellow and a light green plastic leaf
as part of a livingroom set made in 1967 by Hermann Rülke,
I found other pieces with this striking feature.
Hier
sind 3 Modelle von Rülke, in denen die dünnen Plastikscheiben
vorkommen.
Die Kommode hat die
typischen Rülke-Röhrengriffe.
Ein goldener Knopf - A golden knob
Ein klassischer 60er Jahre Schrank.
Warum
sehen wir das sofort?
Genau, die Beine sind verschwunden und damit die
Leichtigkeit der Fünfziger.
Einzig der goldene Knopf erinnert noch an
die vergangene Zeit.
Dieser Schrank steht fest und solide auf dem
Teppichboden und bietet viel Platz:
die Türen kann man öffnen, die mittlere Schublade unten aufziehen.
A 60s cabinet - no legs anymore,
the easiness of the 50s is replaced by solid weight in the living room.
The only reminder is the golden knob.
We also see its predecessors and its escorting seating furniture.
Mitte der Sechziger Jahre - Mid-sixties
Waffelmuster
Ein grüner Knopf - A green knob
Wir haben schon einige Möbelkartons von Rülke gesehen -
auch wenn die Firma auf der Verpackung nie genannt wurde.
Auch auf diesem Karton fehlt eine Herstellerangabe. Leider.
We have seen some Rülke boxes until now -
always without the name of the firm printed on the cardboard.
Just as on this one.
Die
Zeichnungen stellen diesmal aber ein reales Möbelprogramm dar und
helfen uns bei der Zuordnung oder beim Zusammenstellen
eines
authentischen Wohnzimmers von Mitte der 60er.
Auf den Zeichnungen sind nur Drehsessel zu finden, alle mit demselben Begleittisch.
The
drawings copy a real furniture line made by Rülke though.
Note the
swivel armchair which came in many different colours and designs.
Das Wohnzimmer im VERO-Hochhaus
Eindeutig Sechziger, obwohl noch viele Stilelemente gut in die Fünfziger Jahre passen.
From the sixties - though many features come from the fifties.
Dagmars Sammlung
Um 1966 - in einem kleineren Maßstab als sonst, etwa 1:15.
Die Ari-Puppen passen sehr gut zu den kleinen Möbeln.
Around 1966 - on a smaller scale than usual, about 1:15.
The Ari dolls come in the perfect scale for this set after all.
Grün-weißes Wohnzimmer - Green-white living room
Links sind Rülke-Möbel mit Untergestellen oder Beinen
aus weiß lackiertem Holz.
Der asymmetrische Schrank ist im
Originalzustand,
weder fehlt an der rechten Tür ein Griff,
noch unten
eine Schublade.
Ich finde das Design sehr ungewöhnlich und schön.
Schrank und Tisch gab es mindestens seit 1968 -
und sind noch in einem
Versandhauskatalog der DDR von 1972 zu finden.
Auch wenn das Sofa mit
den weißen Holzbeinen so gut zum Tisch und dem Schrank passt -
wahrscheinlich kam es erst später ins Programm.
Die ursprüngliche
Couchgarnitur sah wohl so aus wie auf dem nächsten Foto:
The living room on the left is made of wood, the legs painted white.
They
look like a set but I think the sofa came later
and the original
livingroom looked like the one on the photo below.
The
cabinet's design is unusual because of the asymmetrical doors -
the
lower shelf is meant to be empty, it is not missing a door or a drawer.
Diese
dazu passenden Schränke sind später entstanden
und der Hauptunterschied
ist das Untergestell aus feinem Plastik.
Es ist wirklich sehr dünn und
deshalb bekommt man selten unbeschädigte Schränke angeboten,
meist ist
das angeklebte Gestell abgebrochen und nur das Holzteil übrig geblieben.
These
matching cabinets are of a later design.
The leg construction is made
of very thin plastic
- meaning that not many complete pieces have
survived.
Das
VERO-Wohnzimmer von 1972 laut Katalogangebot
- nur noch das Sofa ist
hier übrig geblieben,
dafür hat man die typischen Rülke-Stühle in das
Zimmer integriert.
The
VERO room in 1972.
The dining table with Rülke's chairs is added.
Cabinet, table and armchairs are no longer part of the set.
In
den meisten Puppenhäusern sind die frühen Teile mit dem Untergestell
aus Holz
und die späteren Teile bunt gemischt zu sehen,
sie passen
einfach zu gut zusammen.
The Rülke parts of the set
and the later VERO parts are mixed up in many dolls houses.
1968
untere Reihe - Mitte
Ein "Altdeutsches Wohnzimmer",
d.h. mit "Stilmöbeln" - und supermodernem Kamin.
Wohnzimmer mit wuchtiger Schrankwand
aus meiner Sammlung
Die Datierung ist schwierig, denn schwere Schrankwände gab es sehr lange.
Doch die festgeklebten Bücher
und die fragilen Plastikschiebetüren weisen stark auf die Sechziger Jahre hin.
Another heavy cabinet with fixed wooden books on one shelf.
1968
Im
linken Puppenhaus, wenn man ganz genau hinsieht,
ist eine ähnliche
Schrankwand von Rülke zu entdecken, was unsere Datierung erhärtet.
A similar heavy cabinet by Rülke is shown in the dollhouse on the left.
Sogar in dieser Zeichnung auf einem Möbelkarton von Rülke dieser Zeit,
kann man eine Version des schweren Wohnzimmerschranks entdecken.
Even in this drawing on a furniture box of Rülke of that time,
one can discover a version of the heavy living room cabinet.
aus meiner Sammlung
Eine Neuerung ist im Innenleben des Schrankes zu sehen.
Die Stifte, die die Schranktüren halten,
sind hier fragile Einlegeteile aus Weichplastik, die sehr leicht kaputt gehen.
An innovation can be seen in the interior of the cabinet.
The pins that hold the cabinet doors
are here fragile inserts made of soft plastic that break very easily.
Keine wirklich "schönen" Schränke zeigt dieser Möbelstil -
aber man sieht sehr realistisch die Entwicklung des Möbeldesigns.
Der nächste Schritt im Rülke-Puppenmöbelprogramm war
die Umstellung auf Kunststoff
und endlich auch auf Anbaumöbel,
die nun mal viel praktischer und flexibler waren.
These are not really "beautiful" cabinets, aren't they?
But they show very well the development of furniture design at the end of the sixties.
The next step was the conversion to plastic and finally to add-on furniture,
which was much more practical after all.
1969
Ein kleiner Exkurs für die geschichtlich interessierten SammlerInnen:
1971
- also vor der vollständigen Verstaatlichung - waren in der DDR noch 7
Firmen unter der Rubrik "Puppen- und Puppenstubenmöbel" im Messekatalog
von Leipzig aufgeführt:
- Linus Dähnert, Fabrik feiner Holzspielwaren, Wünschendorf - Holzmöbel
- Paul Hübsch, Puppenmöbelfabrik, Seiffen - Holzmöbel
- Hermann Rülke, Spielwarenfabriken, Kleinhartmannsdorf - vorwiegend Plastikmöbel, aber auch noch Holzmöbel
- VEB Spielwarenwerke Schneeberg, Schlema (ehemals Sieber & Söhne) - deren Produktion kenne ich nicht
- Thüringer Spielwarenfabrik, vormals F.W. Freitag & Co. - hier wurden wohl vor allem Schaukelpferde hergestellt
- Ullrich & Hoffmann, Puppenstubenmöbel, Seiffen - vorwiegend Holzmöbel, aber auch einzelne Plastikmöbel
- VERO, Olbernhau - Holz- und Plastikmöbel (erst seit 1971 in eigener Serie)
Hermann Rülke in meinem Blog
- Der Blogbeitrag ist von mir stark gekürzt worden, im März 2024, da Google Fotos viele meiner über zehn Jahre alten Fotos
als nicht gesichert eingestuft hatte und sie deshalb nicht mehr anzeigte. -