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Dienstag, 21. Januar 2025

Spielzeug aus dem Erzgebirge - Toys from the German Christmas Land

 Sehr oft begegnen wir bei der Suche nach neuen Stücken für unsere Puppenstuben
oder beim Recherchieren nach Informationen über unsere Puppenhäuser
dem Begriff "erzgebirgisches Erzeugnis", 
Holzspielzeug aus dem Erzgebirge etc.
Was sollen wir uns darunter vorstellen?
Aus welcher Zeit ist es dann?
Wer sind die Hersteller?
Woran können wir dieses Spielzeug erkennen?
 

 Das erzgebirgische Holzkästlein aus Olbernhau (Großhändler)


Vor einiger Zeit erstand ich ein Konvolut von Puppenmöbeln von etwa 1954 mit Zubehör,
das wohl als erzgebirgisches Erzeugnis bezeichnet werden kann,
denn alle Hersteller kommen aus dem Erzgebirge, d.h. aus Sachsen. 

 Very often, when looking for new pieces for our dolls' houses,
the term ‘Erzgebirge product’,
wooden toys from the Ore Mountains etc., pops up.
What is meant by this?

Some time ago I bought a collection of doll's furniture from around 1954 with accessories,
which can probably be described as an Erzgebirge product,
because all the manufacturers come from the Erzgebirge, i.e. Saxony.

 
 

 
Das Schlafzimmer -
auf den ersten Blick unspektakulär,
aber auf dem zweiten Blick doch etwas raffinierter in der Holzverarbeitung.
Helles und dunkles Holz wird als Designelement eingesetzt.
Der Bettkopf und das -ende sind mit hellem Holz umrandet.
Auch die Frisierkommode hat eine dunkle und eine helle Schublade.

The bedroom -
unspectacular at first glance,
but at second glance a little more sophisticated in its woodworking.
Light and dark wood is used as a design element.
The head and foot of the bed are edged with light-coloured wood.
The dressing table also has a dark and a light-coloured drawer.





 
Die Nachttische sind an der Rückseite des Bettes befestigt.


 
Die Nachttischlampen sind nicht von 1954,
denn der Plastikschirm passt noch nicht in diese Zeit.
Hersteller ist Feinmetall.
The bedside lamps are not from 1954,
because the plastic shade does not fit into this period.
The manufacturer is Feinmetall.

 

 
Holzblumentopf in der Lieblingsfarbe des Erzgebirges: rot
 
 
 
 
Das Wohnzimmer.
Die Möbel sind von der erzgebirgischen Firma Hermann Rülke.
 The living room.
The furniture is from the Hermann Rülke company in the Erzgebirge.
 
 

Der vierarmige rote Kerzenständer.
Fast ein Wahrzeichen für Nippes aus dem Erzgebirge. 
The four-armed red candlestick.
Almost a trademark for Nippes from the Ore Mountains. 

 



 
Rotes Holzgeschirr - von der erzgebirgischen Firma Dregeno.
 

 
Rudolf Süß/Erzgebirge 1954




 
Kissen



Wohnzimmer mit Schreibtisch
oder Herrenzimmer?



Der Schreibtischstuhl hat ein sehr ungewöhnliches Design,
das ich aus den Küchen der Zeit kenne.
Die Lampe ist auch von Rudolf Süß.

Das Wohn- und Schlafzimmer könnten auch gut
in dieser Stube stehen:
 
The desk chair has a very unusual design,
that I recognise from the kitchens of the time.
The lamp is also by Rudolf Süß.
The living room and bedroom could also be
in this room box:


gleiche Zeit, die Puppenstubenfirma ist auch aus dem Erzgebirge,
auch ähnliches Zubehör, auch alles von Rülke.
 Same time, the doll's house company is also from the Erzgebirge,
also similar accessories, also all furniture from Rülke.
 
 

 Alles auf diesen Fotos wurde im Erzgebirge hergestellt,
auch als „Deutsches Weihnachtsland“ bekannt.
Seit über 350 Jahren gibt es Kinderspielzeug aus dem Erzgebirge.
Die Geschichte kann in einer Kurzfassung in der Wikipedia nachgelesen werden.

 Everything in these photos was made in the Ore Mountains,
also known as the ‘German Christmas Land’.
Children's toys have been made in the Ore Mountains for over 350 years.
A short version of the history can be found on Wikipedia


Zur erzgebirgischen Volkskunst gehören auch Holzerzeugnisse wie 
Flügelpyramiden, Räuchermänner, Nussknacker, 
Holzfiguren (Weihnachtsengel, Bergmannsfiguren, Reifentiere usw.) und Schwibbögen. 
The folk art of the Erzgebirge also includes wooden products such as
Pyramids with wings, smoking men, nutcrackers,
wooden figures (Christmas angels, miners, tyre animals, etc.) and candle arches. 

 

 
"Echte erzgebirgische Handarbeit"
 
Das erzgebirgische Spielzeugmuseum Seiffen,
in der Stadt, die als Zentrum der erzgebirgischen und damit sächsischen Spielzeugproduktion gilt,
gibt eine sehr schöne ausführliche Zusammenstellung zur Geschichte heraus:
 Und diese PDF:
 
The Seiffen Toy Museum in the Ore Mountains,
in the town that is considered the centre of toy production in the Erzgebirge and thus in Saxony,
has published a very nice and detailed compilation on the subject.
 
 
 
 
Seiffener Blumenstöckchen
Firma Leichsenring (Geschichte "Unsere Werkstatt"
Das heute bekannte Firmenlogo des Zwerges mit Ring entstand 1931.
Die Blumenstöckchen werden heute noch verkauft,
auch über Dregeno.
im Sächsischen Museum für Volkskunst 
 
 The now familiar company logo of the gnome with a ring was created in 1931.
The flower pots are still sold today.
 
Es ist schon beeindruckend, welche uns bekannten
Puppenhaus-, Puppenmöbel- und Puppenzubehörfirmen alle in Sachsen beheimatet waren.
Um 1872 spezialisieren sich einige Orte für bestimmte Erzeugnisse.
Kleinhartmannsdorf und Grünhainichen sind die Städtchen für Puppenstubenmöbel.
It is quite impressive to see which doll's house, doll's furniture
 and doll's accessory companies were all based in Saxony.
Around 1872, some towns began to specialise in certain products.
Kleinhartmannsdorf and Grünhainichen are the towns specialising in doll's house furniture.

Firmen:

Moritz Gottschalk beginnt 1873 in Marienberg mit der Spielzeugproduktion.

1883 wird C. Moritz Reichels Holzspielwarenfabrik in Niederlauterstein gegründet.
 
1887 Hermann Rülke, Kleinhartmannsdorf

 1899 Edmund Oswald Müller gründet mit seiner Frau Lina, einer gelernten Holzspielzeugmacherin, seinen kleinen Betrieb am Schindelberg 8 in Seiffen.
 
 
Großhändler:
 
 
 
1764
Erste Verlagshäuser für Holzspielzeug
in Grünhainichen und Waldkirchen.
Auch das Verlagshaus von Johann David Oehme,
der allein aus 43 Orten im Erzgebirge Spielzeug bezieht.
 First distributors for wooden toys
in Grünhainichen and Waldkirchen.
Also the wholesaler Johann David Oehme,
which procures toys from 43 towns in the Erzgebirge alone.
 
 
Weitere Firmen:
 
 

Dregeno 1964 
 
 
stammte auch aus dem Erzgebirge
und lernte sein Handwerk in einer dortigen Fachschule.

 

  Leonhardt's bekannte Erzgebirgische Holzspielwaren
wurden nach der Enteignung in der DDR in den Fünfzigern in
Westdeutschland hergestellt.

Schönherr, Albin Holzspielwarenfabrik
Niederlauterstein/Erzgeb.
 
 Pappmöbel - Karl Schreiter - Korbi - Cardboard furniture
Annaberg, Erzgebirge 
 
 
 
 
Rudolf-Süß-Radio
in einem Großhändlerkatalog
von Produkten aus dem Erzgebirge aus dem Jahr 1950.
 

 

 
 
"Mit das bekannteste erzgebirgische Spielzeug ist wohl die sogenannte Miniaturspielware.
Sie gibt dem Kinde die Möglichkeit, 
das Leben und Treiben des Tages im Kleinen zu rekonstruieren.
Es entstehen Dörfer und Städte mit
Straßen und Plätzen, Kirche, Rathaus, 
Bahnhof und Läden, mit allem, was dazugehört.
Kleine Autos und Pferdewagen fahren durch die so entstandenen Siedlungen,
in denen sich sogar kleine Menschen aufhalten."
‘The best-known Erzgebirge toys are probably the so-called miniature toys.
It gives the child the opportunity
to reconstruct the life and activity of the day in miniature.
Villages and towns are created with
streets and squares, church, town hall,
railway station and shops, with everything that goes with them.
Small cars and horse-drawn carts drive through the settlements created in this way,
in which even small people live.’



 
Die Bäume sind aus einem Stück geschnitzt.
Fahrbare bewegliche Reiter fürs Kinderspiel.
Bürstenhalter, Schmuckschatulle,
als Knäuelbehälter verwendbare Biedermeierdame.
The trees are carved from one piece.
Mobile movable riders for children's play.
Brush holder, jewellery box,
Biedermeier lady that can be used as a wool container.

 
20 farbige Spielzeugtafeln 
Sachsen exportiert Spielwaren. 
Hg. Industrie- und Handelskammer Sachsen 1951.
 
An Puppenmöbeln werden hier Zimmer von Ulrich & Hoffmann und Paul Hübsch gezeigt.
Gelistet werden noch Linus Dähnert, Max Hetze, Hermann Rülke, 
Robert Schneider und Karl Schreiter (später Korbi).
 
Auf einer der Spielzeugtafeln sind Wichtelmarke-Puppenmöbel
abgebildet. Hier die Küche:
 

 Nähkästchen, Waage, Kaffeemühle, Brotschneidemaschine,
 Geschirr im Küchenschrank - 
sind aus Holz.
 



 
Der wunderschöne Katalog enthält auch ein Herstellerverzeichnis
mit der Angabe, welche Produkte verkauft werden:
 The beautiful catalogue also contains a list of manufacturers
indicating which products are sold: 

Puppenhäuser - Doll houses
Gottschalk, Reichel und Schönherr
 
Puppenmöbel - Doll furniture
Dähnert, Hetze, Hübsch, Rülke, Schneider, Schreiter und Ullrich & Hoffmann

 Kaufläden - Toy shops
Linus Dähnert OHG, Fabrik feiner Holzspielwaren, Wünschendorf (Erzgeb.)
Moritz Gottschalk, Fabrik für Holzspielwaren, Marienberg (Sachs.)
Max Hetze, Inh. Georg Kirsche, Seiffen (Erzgeb.)
C. Moritz Reichel, Holzwarenfabrik, Niederlauterstein (Flöhatal)
Robert Schneider KG, Holz- und Spielwarenfabrik, Niederneuschönberg (Sachs.)
Albin Schönherr, Holzspielwarenfabrik, Niederlauterstein (Flöhatal)
Herbert Sieber & Sohn "SISO", Schlema 2 üb Schneeberg (Erzgeb.)
Volksbetrieb Seiffener Spielwaren, VVB Land Sachsen Möbel, Holz, Leder, Seiffen (Erzgeb.)

Es wird wohl einen politischen Grund haben, 
dass das traditionsreiche Wort "Erzgebirge" im gesamten Katalog nicht erwähnt wird.
There is probably a political reason for this,
that the traditional word ‘Erzgebirge’ is not mentioned in the entire catalogue.

 
 
 
 
Erzgebirge - Rote Vorkriegsnähkästen und roter Kerzenleuchter
The Ore Mountains - Red pre-war sewing boxes and red chandelier
 
 
Viele Souveniere, Mitbringsel, Krimskrams, Nippes, Miniaturen
 aus dem Erzgebirge sind auch in Puppenstuben gelandet.
Genauso wie die kleinen Plastik-Gucki-Fernseher oder auch Klickfernseher
als Andenken aus den Fünfziger und Sechzigern
in den Wohnzimmern der Puppenstubenpuppen standen.
Nur der Maßstab musste in etwa stimmen.
Many souvenirs, Nippes, bric-a-brac, knick-knacks, miniatures
 from the Ore Mountains have also ended up in doll's houses.
Just like the small plastic Gucki televisions or click televisions
as souvenirs from the fifties and sixties
in the living rooms of dolls' houses.
Only the scale had to be roughly right.

 
 
Ein Klöppelkissen mit Holzständer
"Gruß aus dem Erzgebirge"
A bobbin lace cushion with wooden stand
‘Greetings from the Erzgebirge’

Klöppelkissen mit Ständer
wohl Erzgebirge, 1. Hälfte 20. Jh.
Holz, gesägt, gedrechselt, Textil, Spitze, Papier
10 x 4,8 x 4,5 cm
Foto - Museum für Sächsische Volkskunst

 
Quellen:
Manfred Bachmann: Holzspielzeug aus dem Erzgebirge. VEB Verlag der Kunst, Dresden, 1984.
Matuschewski, Birgit: Eintausend Jahre Erfindergeist in Sachsen. Chronik.  Dresden ; Mpr-Verl. ; 2003 
Walter Neumann: Seiffener Miniaturspielzeug. Sächsische Landesstelle für Volkskultur, Schneeberg (Erzgebirge), Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH, 1999, Reihe Weiss-Grün 16. ISBN 3-931770-19-2 
 
 
Wenn nicht anders vermerkt, sind alle Fotos aus meiner Sammlung
 Creative Commons LizenzvertragdiePuppenstubensammlerin
 

Samstag, 24. Dezember 2022

Weihnachten - 1939 - Christmas

 
1939
 
 Aus einem anonymen Fotoalbum -
außer den Daten und dem Ort Wuppertal gibt es keine Informationen.
Es ist das erste Kriegsweihnachten.
 From an anonymous photo album -
apart from the dates and the place Wuppertal, there is no information. 
It was the first christmas of WWII.

 
 
 Das Mädchen ist auf den meisten Fotos erst dreieinhalb Jahre alt
und spielt mit einer Puppenstube und einem Kaufmannsladen.
 In most of the photos, the girl is only three and a half years old.
and plays with a doll's house and a shop.



 

 Frohe Weihnachten!

Merry Christmas

 

 

Freitag, 11. März 2022

Wir bauen das allerschönste Puppenhaus - 1964 - We build the most beautiful doll's house ever

1964 bot die Zeitschrift Brigitte ein Puppenhaus zum Selberbauen an.
"Ganz modern, mit allem Komfort, im Brigitte-Stil" sollte es sein.
Vätern wurden Grundriss und Anleitung auf Wunsch zugeschickt.
Mütter erhielten Tipps zur Einrichtung.
Bungalows waren in den 1950er/1960er Jahren sehr beliebt.
(Text: Altonaer Museum)

In 1964, the magazine Brigitte offered a doll's house to build yourself.
It was to be "completely modern, with all the comforts, in Brigitte style".
Fathers were sent a floor plan and instructions on request.
Mothers received tips on furnishing.
Bungalows were very popular in the 1950s/1960s.

 

"So ein Puppen-Haushalt ist mit einem Blick zu übersehen:
Eine durchgehende Wand mit eingebauten Schränken trennt die Wohnräume von den Wirtschaftsräumen.
 Zum Spielen ist das Dach abgenommen.
Nach dem Spielen wird es lose aufgelegt - 
damit die Hauseigentümerin nicht all zu viel Staub zu putzen braucht."

1964 "Brigitte" Heft 22


"Katja wünscht sich, wie beinah alle kleinen Mädchen, zu Weihnachten ein Puppenhaus.
Wie es aussehen soll, weiß sie noch nicht so recht.
Aber eins steht fest:
In ihrem Haus soll alles genauso sein wie bei den großen Leuten.
Ein Wohnzimmer muss drin sein mit Sofa und Sesseln und Lampen,
die man an- und ausknipsen kann, ein Schlafzimmer mit einem großen Bett 
und natürlich auch eine Küche, damit die Puppenhausfrau Essen kochen kann.
Ob der Vater wohl weiß, wie man so ein Puppenhaus baut?
Für 50 Pfennig schicken wir ihm einen Grundriss mit ausführlicher Anleitung.
Und der Mutter zeigen wir hier im Brigitte-Puppen-Wohnteil,
wie hübsch man ein Puppenhaus einrichten kann.
(Nachahmungen sind gestattet.)
Unser Puppenhaus ist ein Zehntel so groß wie ein Menschenhaus:
es ist 1,10 mal 1,30 Meter groß und hat eine Deckenhöhe von 25 Zentimetern.
Zu groß? Katja ist sicher auch mit der Hälfte
(Küche und Wohnzimmer oder Wohnzimmer und Schlafraum) zufrieden.
Und auch die Einrichtung muss nicht gleich komplett sein.
Dann bleibt für nächstes Weihnachten noch was zu wünschen übrig."

1964 "Brigitte" Heft 22


Katja, like almost all little girls, wants a doll's house for Christmas.
She doesn't quite know what it should look like yet.
But one thing is certain:
Everything in her house should be just like in the big people's houses.
There has to be a living room with a sofa and armchairs and 
lamps that can be switched on and off, a bedroom with a big bed... 
and of course a kitchen, so that the doll's house wife can cook.

I wonder if the father knows how to build such a doll's house?
For 50 pfennigs we send him a floor plan with detailed instructions.
And we'll show mother here 
how beautifully you can furnish a doll's house.
(Imitations are allowed.)

Our doll's house is one tenth the size of a human house:
it is 1.10 by 1.30 metres and has a ceiling height of 25 centimetres.
Too big? Katja is surely also happy with the half of it
(kitchen and living room or living room and bedroom).
And the furnishings don't have to be complete either.
Then there's still something left to be desired for next Christmas.




"Von der Terrasse aus kann man den Raum gut überblicken.
Sie sehen, es fehlt den Puppen nichts, was große Leute sich wünschen.
Es gibt einen Kamin, eine Sitzgruppe, Glastisch, Bücherborde, eine Schrankwand voller Geschirr."
From the terrace, you can get a good view of the room.
As you can see, the dolls lack nothing that big people want.
There is a fireplace, a seating area, glass table, bookshelves,
a wall of cupboards full of crockery.

1964 "Brigitte" Heft 22


Die Schrankwand, die Küche und Wohnraum trennt,
ist von beiden Seiten zu benutzen.
Tassen, Teller und Gläschen gibt's in jedem Spielzeuggeschäft.
The wall unit that separates the kitchen from the living room,
can be used from both sides.
Cups, plates and glasses can be found in any toy shop.





Die Bilderwand besteht aus Ausschnitten aus Kunstpostkarten, hinter Glas geklebt.
The picture wall of cut-outs from art postcards, glued behind glass.



"Die Küche
Hier gibt's Platz für einen großen Esstisch mit vier Stühlen drumherum.
Anbauschränke, Herd, Kühlschrank und Stühlchen sind fertig gekauft.
Nur die bunten Türen und Stuhlsitze wurden weiß überlackiert.
Rechts neben dem Esstisch kleben eine Reihe kleiner Kästchen
als Abstellborde an der Wand.
Eine Jalousie ersetzt die Küchengardinen. 
Sie wird aus einem Stück Stäbchenmatte gemacht,
 aus dem man jedes zweite Stäbchen herauszieht.
Die niedlichen Kupfertöpfchen an der Wand, Teller, Tassen 
und sogar einen Napfkuchen gibt es im Spielzeuggeschäft."
1964 "Brigitte" Heft 22

The kitchen
There's room for a large dining table with four chairs around it.
Cupboards, cooker, fridge and chairs are bought ready-made.
Only the colourful cabinet doors and chair seats were painted white.
To the right of the dining table,
 a row of small boxes are stuck to the wall as shelves.
A blind replaces the kitchen curtains. 
It is made from a piece of stick mat,
 from which you pull out every other stick.
The cute little copper pots on the wall, plates, cups 
and even a bowl cake are available in toy shops.

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)




Schlaf- und Wohnzimmer sind beide in Blau-Grau gehalten und 
durch eine Schiebetür und einen durchgehenden Teppichboden aus Möbelvelours verbunden.
"Auch die Schrankwand setzt sich ins Schlafzimmer fort, 
wo sie für die Puppengarderobe gebraucht wird.
Wie Mutter das elegante französische Bett nebst Kommödchen 
aus Streichholzschachteln machen kann," wird in dem Artikel auch beschrieben.
The bedroom and living room are both decorated in blue-grey and are 
connected by a sliding door and a continuous carpet of furniture velour.
The wall unit also continues into the bedroom, 
where it is used for the doll's wardrobe.
How mother can make the elegant French bed and dresser, made of matchboxes,
 is also described in the article.

1964 "Brigitte" Heft 22


Der Küchentisch aus Pappröhre mit Sperrholz-Tischplatte wird zum Schluss weiß gestrichen.
Die Puppen-Kommode ist vier Streichholzschachteln hoch.
Das Bett aus Sperrholz wird mit Seide beklebt und mit 2 cm starker Schaumstoffauflage belegt.
1964 "Brigitte" Heft 22

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Das Brigitte-Puppenhaus wurde danach an das Altonaer Museum verschenkt,
wo Gerd Sommerlade es fotografierte.
Es ist eindeutig dasselbe Haus, viele Accessoires finden sich wieder
und im Wohnzimmer hängen noch einige der Bilder aus dem Artikel an der Wand.
Vielen Dank für das Teilen der Bilder!

Gerd Sommerlade

Der Eingang - The entrance


Gerd Sommerlade

Puppenhaus der Zeitschrift "Brigitte"
1964
Holz, Holzwerkstoff

The Brigitte doll's house was then given to the Altona Museum,
where Gerd Sommerlade took these photos.
It is clearly the same house, many of the accessories can be found again.
And some of the wall pictures seen in the article are still hanging on the wall in the living room.
Thank you for sharing the pictures, Gerd!


Gerd Sommerlade

Auf dem Küchenfoto kann man die Bodo-Hennig-Küchenmöbel erkennen.
Die Pastellfarben wurden weiß überstrichen, genauso wie die Küchenstühle von Hennig.
Im Bad mit Kibri-WC und Kibri-Boiler steht eine Crailsheimer-Waschmaschine.
In the kitchen photo you can see the Bodo Hennig kitchen furniture.
The pastel colours were painted over in white, just like the kitchen chairs from Hennig.
In the bathroom with Kibri toilet and Kibri boiler is a Crailsheimer washing machine.


Gerd Sommerlade

Die Rückseite - The back


Gerd Sommerlade

Aus einer Mail von Gerd Sommerlade:

"Die Inventarmarke deutet darauf hin, dass das Haus direkt 1964 ins Museum ging. 

Als echter Design-Entwurf hat es auch eine Berechtigung, 
direkt in eine Sammlung zu gehen 
und das Museum Altona ist für seine Puppenhaus-Sammlung bekannt
 (einige Stücke sind in "Das Puppenhaus" von Leonie von Wilckens zu sehen). 
Die Ausstellung hieß „Schöner Wohnen in Altona“ 
und das Haus war dort unter 50er Jahre: 
Constanze-Wettbewerb für Lurup 
(Lurup ist ein Stadtteil in HH-Altona) zu sehen."

Foto ebenfalls: Gerd Sommerlade - Im Altonaer Museum


Während wir uns telefonisch über dieses wunderschöne Design-Objekt austauschten,
wies Gerd auch darauf hin, dass dem Haus seine Design-Herkunft klar anzusehen ist.
Es ist eindeutig weniger für Kinder und fürs kindliche Spiel entworfen,
der Modell-Charakter steht deutlich im Vordergrund.
Auch die zurückhaltende blau-weiß-dunkle elegante Farbgebung ist nicht kindgerecht 
sondern Rolf Heides Vorstellung von moderner Wohnkultur.
While Gerd and I were talking on the phone about this beautiful design object,
he also pointed out that the house shows its design origins.
It is clearly not designed for children and for play,
the model character is much more important for the designer.
For example, the restrained blue-white-dark colour scheme is not suitable for children,
but Rolf Heide's idea of modern design.

Foto: Gerd Sommerlade - Im Altonaer Museum

 
Noch mehr Infos von Gerd Sommerlade:
 
"Das Haus hat Rolf Heide https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Heide entworfen. 
Er hatte damals einen Beratervertrag im Wohnressort bei BRIGITTE. 
 
Angefertigt wurde das Haus mit Sicherheit im Atelier der BRIGITTE.
 Dort gab es auch einen fest angestellten Handwerker.
Da kein Fotograf genannt ist, müssten die Fotos von Ortwin Möller sein.
 Er war der fest angestellte Fotograf und hat die Wohnthemen und auch Foodthemen fotografiert.
In den Neunziger Jahren habe ich selbst noch mit Ortwin Möller gearbeitet.
Renate Boele war die Ressortleiterin des Wohnressorts. 
Nach ihrer Eheschließung trug sie den Namen Herzog. 
Rolf Heide wie auch Renate Herzog sind leider inzwischen verstorben.
 
Das Haus müsste im Frühjahr/Sommer 1964 entstanden sein, 
da es in Heft 22/64 erschienen ist und die Fototermine i. d. Regel 
mindestens drei Monate vor dem Erscheinungstermin sind. 
Nach dem Shooting werden Anleitungen und Texte, passend zum Layout, 
verfasst und die Objekte, in diesem Fall besagtes Puppenhaus, 
verbleiben bis zum Erscheinungstermin in der Redaktion. 
Dazu passt dass von Ihnen angegebene Datum 05. November 1964. 
Nach Erscheinen wurde das Haus somit direkt dem Museum angeboten.
 
Der besondere Reiz des Hauses sind, 
neben dem sichtbaren Architektenentwurf, 
die professionellen Fotos des Hauses. 
Besonders das Licht- und Schattenspiel bei der Aufnahme des Schlafzimmers, 
bei der bewusst der Stubenwagen in den Vordergrund geschoben wurde
 oder die Aufnahme des Wohnraumes von der Terrasse aus 
mit der Pflanze am rechten Bildrand.
 
In einen Interview in der A & W 5/97 ist folgende Aussage
 von Rolf Heide zu den sechziger Jahren zu finden:
 "…die bunte Plastikwelt des Pop-Zeitalters sieht Rolf Heide als reine Modeerscheinung-
sie läßt ihn kalt und hat die Zeit auch nicht überdauert.
 Stilbildend wirkt der Chefdesigner der Firma Braun, 
Dieter Rams, im Produkt- und Möbeldesign mit seiner 
„Weniger Design ist mehr“- Philosophie…".

Ich finde, das sieht man dem Haus auch an:
 Mies van der Rohe trifft bei BRIGITTE auf Dieter Rams.
 Wobei Lilly Reich bei Rolf Heide Hannelore Dohren hieß. 
Denn Letztere war für das Zubehör zuständig 
und hat dem Haus einen femininen Touch verpasst."

Quellen und Infos

  • 1964 "Brigitte" Heft 22, einschließlich Arbeitsbogen
  • Fotos des Puppenhauses von Gerd Sommerlade (ehemals Redakteur bei "Brigitte", im Ressort Kreativ und dort auch zuständig für Tipps & Trends und Design) von einer Ausstellung 2018/19 im Altonaer Museum
  • gerdsommerlade.de 
  • Altonaer Museum, Inv.-Nr. 1964-507-DI
  • Entwurf des Puppenhauses: Rolf Heide https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Heide bekannt für den Entwurf des Designklassikers "Stapelliege"
  • Zubehör: Hannelore Dohren
  • Die fertigen Einrichtungsstände kaufte das Brigitte-Team im Kinderparadies und bei Spielzeug Rasch in Hamburg



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