Eine "kleine" Geschichte des Wohnzimmers -
A "short" story of the living room in the dollhouse"
Teil 1 1930 bis 1954 - Part 1 1930 to 1954
After the First World War, the furniture style of a fashion-conscious minority developed in the direction of "New Objectivity". Geometric shapes, modular systems and few ornaments were the contrast to the overloaded style of the Wilhelminian era. Today the best known designers are the ones of the Bauhaus movement and their celebrated tubular steel furniture. However, the vast majority of the population lived in the only slightly altered furniture pieces from the turn of the century, and even the more well-off people considered the new Bauhaus interiors cold and uncomfortable.
1930s armchairs by Paul Hübsch. The two armrest shapes of the armchairs - pointed and round - can also be seen in the Karstadt catalog from 1935.
Typical: above the sofa is a large framed picture
Die Wände sind kahl und ohne Bilder.
Advertising: "Wallpaper for modern man".
The walls are bare and without pictures.
For in the 1930s, the preferred style in the living room was neo-classical in Nazi Germany.
The Bauhaus style was rejected.
"We want simplicity, but not primitiveness."
Quote from German Hausschatz 1938
1938 A girl wants to marry: What is needed to set up a micro-apartment ...
Eine wichtige Rolle spielten jetzt die nordischen Länder Europas.
Deutschland musste neu Anschluss gewinnen und
Der internationale Anschluss bedeutete auch,
Doch zunächst blieb man noch in der Formensprache
After the Second World War,
An important role was played now by the Nordic countries of Europe.
But in the beginning the design of the pre-war years prevailed.
A living room that looks very heavy, despite the light colour.
There are no armchairs in the smaller version of the living room,
How was you supposed to make yourself comfortable here?
Note the warm wooden colour and the wonderful craftsmanship.
"Modern doll furniture, elegant club set, couch and
hat auch diese Erna-Meyer-Puppenfamilie ein Wohnzimmer in der eleganten Variante des Bauhausstils...
In 1952
this Erna Meyer doll family also had a living room with elegant tubular steel furniture ...
... while in the same year the Caco family life takes place
in einfacher Ausführung, aber modernem Stil,
A Crailsheimer living room in a simple but modern style,
Sesseldesign
In the furnishing manuals of this time you get many tips for living in small rooms.
Hier eine Kammer für einen jungen Mann,
Es gab wenig Wohnraum und meist kleine Räume.
Einbaumöbel, Ausnutzung des toten Raumes,
Here is a chamber for a young man,
The post war apartments were small.
Hier wohnen zwei glückliche Menschen
Here live two happy people
A one-room apartment that serves as a combined living room,
Die Formalismus-Debatte in der DDR
Wie auch in der Architektur wurde nun im Bereich der Innenarchitektur
Der gelernte Möbeltischler Walter Ulbricht versuchte mit Hilfe der Deutschen Bauakademie seinen persönlichen Geschmack als fortschrittliche Wohnkultur durchzusetzen. Der Staat konnte die Richtung der Designentwicklung in der Planwirtschaft diktieren und so wurde einige Jahre versucht, den geforderten Möbelstil auf den Markt zu bringen.
Dabei hatte man schon zu Beginn der Fünfziger mit der Serienfertigung moderner Typenmöbel begonnen, die außer der Flexibilität auch den Vorteil der niedrigeren Produktionskosten hatten.
*1
Since 1950 East-Germany experienced an anti-modern campaign staged by the SED, the leading socialist party, in which functionalism and Bauhaus style were described as alien and decadent. As in architecture, an ideological fight against formalism in interior design started.
Abb. 87. Arbeitszimmer, Bücherschrank
"... Anlehnung an die Renaissance unverkennbar.
Besser leben - schöner wohnen, S.88
The exhibition "Living better - living more beautiful" 1953 in Berlin was arranged to show what the party meant by "beautiful furniture". In contrast to the "sometimes primitive furniture design, which miss any relationship to our national traditions."
The photos are from the exhibition book and present acceptable furniture designs. Every design is commented critically though.
But how should a socialist design look in fact?
Neither the party nor this book could give a clear answer to this question.
The economic pressure solved the problem during the next few years.
The traditional crafted design was much too expensive to produce and the people needed new furniture very urgently. By and by the functional design, presented by variable furniture systems, conquered the market, along with a typical fifties design, including kidney-shaped tables and other stream-lined forms, pastel colours and strong contrasts.
The East-German dollhouse furniture of around 1955 is very traditional and shows no sign of the fifties design - perhaps they followed the party's directions as well?
Ausstellung Abb. 75
Wohnzimmer VEB Büromöbelfabrik Neugersdorf, Ausführung in Nussbaum, natur mattiert
S.77
Prof. Dr. Kurt Liebknecht, Präsident der Deutschen Bauakademie, schreibt:
S. 15
S.16
S.16
Diese Entwicklung wirft einige Fragen auf, zum Beispiel:
Wie sollte ein sozialistisches Wohnzimmer eigentlich aussehen?
Das Ausstellungsheft gibt keine Antwort.
Warum war der Bauhausstil der Partei so verhasst?
Ein Grund dafür war, dass einige Baushaus-Künstler
Abb. 80. Wohn- und Arbeitszimmer, Birnbaum
Hersteller VEB Eilenburg
Abb. 81 Wohn- und Arbeitszimmer, Nußbaum, natur mattiert, Hersteller VEB Eilenburg
S. 82
Um diese Zeit wurden natürlich auch Puppenmöbel hergestellt,
Aber vielleicht war auch das Puppenmöbeldesign angepasst an die staatlich vorgegebene Mode?
1954 Edmund Müller
Schränke im alten Stil, wuchtige Sitzmöbel, handwerklich sehr aufwendig verarbeitet
ebenfalls 1954 Edmund Müller
(Sammlung Gronau)
1955 Hermann Rülke, DDR, traditionelles Wohnzimmer
(Evas Sammlung)
"Der Weg von der Garderobe über die Diele ins Wohnzimmer
Diese Idealvorstellung wurde anfangs in den Wohnungen
Kehrtwende in der zweiten Hälfte der Fünfziger
" Besser, billiger und schneller bauen "So setzten sich in der Praxis auch international erfolgreiche funktionale Möbel durch,
Dies kann man auch in der seit 1956 herausgegebenen Wohnzeitschrift "Kultur im Heim" verfolgen.
"Kultur im Heim" berichtete stattdessen über westeuropäisches Möbeldesign
Man baute jetzt nicht mehr nur die schwerfälligen,
(Lewitzky, Meine Wohnung, Berlin: VEB Verlag für Bauwesen 1966)
*1
"Vorwort
Das Forschungsinstitut für Innenarchitektur der Deutschen Bauakademie hat mit der Innenarchitekturkonferenz, die am 17. November 1953 im Haus der Ministerien in Berlin durchgeführt wurde, den Meinungsstreit über die Frage des Realismus und Formalismus in der Innenarchitektur und der Möbelkunst in den Vordergrund gerückt. In Verbindung mit dieser Konferenz stand die Ausstellung "Besser leben - schöner wohnen" (Raum und Möbel), die von 15. November bis 29. November 1953 in Berlin stattgefunden hat. Das gemeinsame Ringen um die Probleme einer fortschrittlichen, nationalen Wohnkultur, die den geistigen soweie den materiellen Lebensnotwendigkeiten der Werktätigen entspricht, ist der Ausdruck unseres Kampfes gegen den Kulturzerstörenden Formalismus."
Teil 3 1955 bis 1958 Endlich Nierentische!
"Kombinierte Schränke erfreuen sich steigender Beliebtheit!"
1955
Neckermann-Wohnzimmer
mit dunklen schweren Möbeln, die aber als "praktisch, raumsparend,
Aus der Beschreibung:
Kombi-Schrank, zerlegbar, mit herausziehbarem Kleiderbügelhalter.
Vitrinenglas mit goldfarbenem Zierschliff im Rautenmuster,
Türen mit schönem Beschlag,
linkes Schrankteil zur Unterbringung von Wäsche besonders geeignet.
Mittelteil für Bücher, Porzellan und Kristall.
Andere Schränke sind mit goldfarbenen Zierleisten,
1955 German mail order catalogue,
showing a living room with dark heavy furniture
assembled, with pull-out hanger holder.
1957 Crailsheimer Puppenwohnzimmer,
auch in dunklem Holz mit voluminösen Schrank.
Der Wohnzimmer-Kombischrank war laut Johanna Schmidt-Grohe
"aber das gläserne Mittelfach, in dem das chronische Porzellanreh
Johanna Schmidt-Grohe: Gute Stube oder Living-room?
Die Couchtische kann man in der Höhe verstellen:
Das Crailsheimer-Wohnzimmer zeigt genau die Couchtischform
In the mail order catalogue of 1955 the coffee tables can be adjusted in the height,
The height of 67 cm came as the "ideal couch, play, chess or reading table.
In the intermediate positions it was a desk for the children and in the highest position (77 cm) a normal dining table."
1955 Neckermann
Auf der nächsten Seite des Neckermann-Katalogs sind auch Anbaumöbel.
Die Auswahl wurde wohl seit dem letzten Katalog erweitert, d.h. "Sie haben daher immer mehr Möglichkeiten, Ihr Heim auch bei beschränktem Raum zweckmäßig und modern auszustatten."
Der "Eckschrank bringt eine geschmackvolle Ausnutzung des Raumwinkels..."
Ich kenne nur wenige Puppenwohnzimmer mit Anbaumöbeln,
eines steht im
Puppenstubenmuseum der 30er und 50er Jahre - Jakobsweiler
Hergestellt wurde es vermutlich von Fritz Altmann,
denn seine Einbauküchen aus dieser Zeit sehen ähnlich aus.
The cabinets were meant to store laundry, glass, porcelain, books, and files.
Built-in cabinets for a living room are very rare in dollhouses of that time. One example is the room shown above, probably made by Fritz Altmann.
In den Anbauschränken des Wohnzimmers sollten Wäsche,
"Neuzeitlicher Wohnstil - zweckmäßig und schön."
Schalenform und Palettenform
"Die Reihe meiner modernen Polstermöbel erweitere ich durch die Aufnahme dieses Schalensessels,
"apart gemustert".
Der Couchtisch passt sich laut Katalog in seiner "Palettenform" besonders gut der Schalenform an.
Die Kanten sind mit vermessingten Ziernägeln beschlagen.
Die Fünfziger liebten neue Materialien und waren sie nicht neu,
Holz, gebogen, verleimt und gepresst,
Metall in jeder Profilform und Lackierung, gestanzt, gelocht,
Die Möbel waren gerne schrägbeinig - denn Diagonalen bedeuteten Spannung.
"The range of my modern upholstered furniture I extend by the inclusion of this shell chair, which distinguishes itself in addition to its beauty of form particularly by special comfort".
The coffee table adapts very well to the shape of the shell chair in its "pallet shape".
The Fifties loved new materials - and if they were not new, they were re-processed:
wood, it was bent, glued and pressed,
Furniture legs were often diagonal, because that meant tension.
1955 Walter Hennig, BRD
Ein überraschend modernes Wohnzimmer mit Anbaumöbeln in hellem Holz - seiner Zeit weit voraus, sogar schon mit Nierentisch, leichtem Polstermöbeldesign und geschwungener eleganter Stehlampe.
Der Nierentisch - er steht leichtfüßig und ein wenig wackelig auf seinen drei Beinen zwischen den rundlichen und pausbäckigen Sesseln der 50er bis er vom rechten Winkel der folgenden Jahre weggefegt wird.
The kidney table - he stands light-footed and a little shaky on his three legs between the round and chubby armchairs of the 50s until he is swept away by the right angle of the following years.
1955-1960
Walter Hennig, Anbaumöbel, pastellfarbener dreieckiger Tisch
1957 Walter Hennig
Schalenstühle, Sprossenstühle, Schwedenregal
Modern living room with shell chairs, spindle back chairs and "Sweden shelf".
1956 Walter Hennig "Schwedenregal"
"Sweden shelf"
1955 Brigitte
Während es in den Zwanziger Jahren in Bauhaus-Wohnzimmern zu einer radikalen Entrümpelung des Interieurs kam, wirkt die bekannteste Designausprägung der Fünfziger Jahre wie eine Gegenbewegung:
die Rettung der Gemütlichkeit,
oder auch "Die gepolsterte Moderne" waren Namen für die Nierentisch-Ästhetik.
Weiche Clubsessel, geschwungene Tische - ein fröhlicher Stil, der das Schwebende, das Leichte, das Losgelöste suchte. Die geometrische Präzision wurde durch Heiterkeit und Beschwingtheit ersetzt.
While in the 1920s the Bauhaus style radically cleared out the interior, the fifties design often came as a counter-movement -
the "Rescue of coziness" or "The Padded Modernity"
were names for the kidney-table aesthetics.
Soft club chairs and curved tables - a cheerful style that replaced Geometric precision.
1957 Crailsheimer Wohnzimmer
mit asymmetrischen Elementen, abstrakter Verzierung, Sessel mit durchbrochenen Lehnen aus dem modernen Material Plastik.
1957 Crailsheimer living room
with asymmetrical elements, abstract decoration and armchairs with open-worked backrests made of the modern material plastic.
1957 Karstadt Prospekt mit den Puppenmöbeln
1961 Konsum-Katalog, BRD
Schlafcouchen und Sessel mit teilweise gefüllten Lehnen
West-German mail order catalog with sofa beds with partially filled backrests
Privatfoto mit Sesseln mit durchbrochenen Lehnen.
Private photo with armchairs open-worked backrests.
1957 BRD
Ganz moderne Sitzecke - das Sideboard mit dem starken Hell-Dunkel-Kontrast ähnelt sehr dem folgenden Wohnzimmerset.
1957 West-German modern furniture.
The design of the cabinets is similar to the Crailsheimer ones below.
1957 Kultur im Heim
Werbung VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld
"Ekalit, der strapazierfähige Kunststoff aus Bitterfeld
East German nationally-owned VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld
advertising
"Ekalit, the durable plastic from Bitterfeld brings a lively freshness of modern elegance
Wichtelmarke Puppenmöbel von Ende Fünfziger Jahre -
geschwungenes und leichtes Design, Holzkontraste, flotter Bezugsstoff.
1957 Kultur im Heim
Sitzgruppe mit verschiedenen Polstermöbeln
Wichtelmarke, drei Schalensessel-Designs
Wichtelmarke, three shell armchair designs
Wichtelmarke
Bezugsstoffe in modernen Mustern, hier japanische Schriftzeichen, drei verschiedene Farben, asymmetrischer Tisch.
"Farbe ist Trumpf - auch bei Sitzmöbeln"
1957 Kultur im Heim
Wichtelmarke, fabrics in modern patterns, such as Japanese characters, three different colors, asymmetric table.
1957 Kultur im Heim
Sitzgruppe mit Polstermöbeln in drei Farben, Cocktailsessel, Gummibaum
Seating with upholstered furniture in three colors, cocktail chairs, rubber tree
"Wo bekommt man moderne Möbel?
In letzter Zeit allerdings häufen sich die Anfragen aus dem Leserkreis,
Laut der Wohnzeitschrift stehen in den Möbelgeschäften
1957 Kultur im Heim Heft 4, S. 9
Ende der Fünfziger - ab ungefähr 1957 - änderte sich das Design beim
Puppenmöbelhersteller EMS grundlegend:
war es vorher in seiner Behäbigkeit noch fest in den Dreißiger Jahren verankert,
1958 EMS
contrasting light and dark wood, asymmetry, long handles, upholstery without armrests
Die geschwungene Linie, ein Markenzeichen der Zeit,
Die Stromlinienform der 1930er Jahre wurde übernommen.
The curved line,
a trademark of the time, is that in broad hats, in the ponytail, in the hair rollers, but also in the form of sex bombs and their pouts, in the design of the stroller, refrigerators, in the brass trim up to the diagonal-bulbous lettering of the advertisings.
Everywhere the streamlined form of the 1930s was adopted.
Teil 4 1959 bis 1963
Von der geschwungenen Linie zum rechten Winkel
Part 4 1959 to 1963
From the curved line to the right angle
Modernes Wohnzimmer mit Fledermaussessel,
Metalltisch, Musikschrank, Raumleuchte und Schrank mit schrägen Beinen.
Modern living room with Hardoy butterfly chair and metal table.
Fledermaussessel - Hardoy butterfly chair
In: 1957 Constanze Heft 10
Einrichtungstipp Dachgeschoss
1960 Crailsheimer Wohnzimmer
Holzschränke, -tisch und Plastiksessel kombiniert
Livingroom set
Wood and plastic combined
1956 Werbung mit Schalensessel
shell chair
Werbung mit knallrotem Schalensessel
bright red shell chair
schräge Schrankbeine - diagonal furniture legs
1957 Film und Frau/Architektur
Werbung
schräge Schrankbeine - diagonal furniture legs
1960 Crailsheimer Wohnzimmer
Moderne Schrankformen und behäbiges Polstermöbeldesign
1960
"Die Ära des Nierentisches ging zu Ende,
Die schrägen Beine mimen Zierlichkeit.
Man schätzte zartgetönte Wandanstriche,
Noch längst nicht jeder wußte, wie man das neue Holz 'Teak' aussprechen solle.
Daß Kunststoff in der Wohnung verwendet werden könnte,
bezweifelte man noch mit Verve:
Kunststoff sei kalt und unwohnlich -
jedenfalls als Baustoff für Möbel oder als Belag für deren Oberfläche.
Man hält es lieber mit dem warm wirkenden Holz."
(In: Schöner Wohnen 1970)
"1960 - The era of the kidney-shaped table came to an end,
Delicate wall paintings, pleated lamp shades,
Not everyone knew how to pronounce the new wood 'teak'.
That plastic could be used in interior design
one still doubted with verve:
Plastic was seen as cold and uncomfortable -
at least as a material for furniture or as a surface covering.
One still prefered the warm-looking wood."
1960 Crailsheimer Sofa - konservative Form
traditional design
1960 Crailsheimer Sofa - moderne Form
modern design
1962 Quelle Katalog
Schalensessel, Anbaumöbel in hellem Holz
Fritz Altmann Wohnzimmer
Sessel in rot, blau, gelb, Couchtisch mit Kachelmuster, TV
1959 Werbung Philips
Fernseher
Im Dezember 1952 wurde das erste Nachkriegsfernsehprogramm für ca. 1000 Haushalte mit TV ausgestrahlt.
Im Herbst 1957 waren es über eine Million Haushalte,
1964 schon 9 Mio., d.h. 55 % aller Familien sahen fern.
Die Einführung des Fernsehens war eine Art Revolution in der Wohnzimmergestaltung und veränderte das gesamte Wohnerlebnis in diesem Raum. Die zentral gestellte Couchecke musste aufgelöst werden. Das Fernsehen wurde der dominierende Einrichtungsgegenstand.
(In: Alphons Silbermann: Neues vom Wohnen der Deutschen (West). Köln 1991)
TV
In December 1952, the first post-war television program for approximately 1000 households in West-Germany was broadcast.
By the autumn of 1957, there were over a million households
and already 9 million in 1964, i. 55% of all families watched television.
The introduction of television was a kind of revolution in living room design, changing the overall living experience in the room. The television set became the most dominant piece of furniture.
................................................................
DDR East-Germany
1959 Kultur im Heim
Dregeno "Nagel"-Sessel
Paul-Hübsch-Sessel mit ungewöhnlicher Armlehne
Armchairs by Paul Hübsch with unusual arm rest
1957 Kultur im Heim
Liege, Gummibaum und Sessel mit ungewöhnlicher Armlehne
Armchairs with a simialr unusual arm rest
Especially walnut and teak were popular.
Teil 5 1963 bis 1966
Der Wohnungsnotstand ist vorbei
Part 5 1963 to 1966
The housing crisis is over
Anfang der sechziger Jahre war die Zeit des Wohnnotstands weitgehend überwunden.
Dreiviertel der Menschen in der BRD hatten ein separates Wohnzimmer.
Welche Möbelstücke fehlten ihnen noch in ihrem Wohnzimmer?
Viele Westdeutsche wünschten sich eine Musiktruhe und ein Fernsehgerät.
Auch ein Teewagen und Teppichboden standen auf ihrer Wunschliste.
Blumentische, Kommoden, freiliegende Teppiche und Sessel hatten die meisten dagegen schon.
Reichlich vorhanden waren überall auch Bilder, Schränke, Sofas, Gardinen, Stühle und Tische.
69 % benutzten ihren Hauptraum für alle möglichen Tätigkeiten und nur 7 % als gute Stube. Das beweist, dass die gute Stube sich zu eine Multifunktionsraum entwickelt hatte.
Der Trend ging zur Privatisierung, d.h. der überwiegende Teil der Freizeit wurde in der Wohnung verbracht. Auch eine Tendenz zur Geselligkeit.
"Besuche von Freunden, Bekannten und Verwandten fanden häufig und regelmäßig statt,
"Vom Wohnen der Deutschen : eine soziologische Studie über das Wohnerlebnis" von Alphons Silbermann, Köln 1963
1963 Quelle Versandhaus
Wohnzimmer mit Drehsessel
Living room with swiveling armchair
1963 Crailsheimer
Wohnzimmer mit Drehsessel
Living room with swiveling armchair
"Was ist gemütlich?"
Gemütlich ist ein bequemer Sessel.
Sie brauchen ihn wohl auch am ehesten -
Doch auch wir Europäer müssen unsere Mußestunden jeden Tag sauer verdienen.
Auch wir fordern abends unser gutes Recht auf Filzpantoffeln und Fernsehsessel."
Bequeme Sessel - Comfortable armchairs
1. Blumiges Modell von Knoll
1. Flowery model by Knoll
1965
The cover story of a well-known interior magazin was
"What is cozy?"
A comfortable armchair is cozy.
"I'm king in my chair!
The good old days are back:
Grandfather's armchair has become our symbol of prosperity and well-being.
And not we 'tired Europeans' have discovered the new sense of living.
It was the Americans who restored the wingback chair.
They probably need it most urgently - as a balance for stress and money-making.
But we Europeans also have to earn our leisure hours sour every day.
We also demand our right to felt slippers and TV chairs in the evening.
Blumiges Modell von Bodo Hennig 1965
(Ohrensessel links)
Flowery model by Bodo Hennig 1965
Ears armchair on the left
1966 Modella
Swivel chair with mushroom base
1965 Schöner Wohnen, Drehsessel mit Pilzfuß
Swivel chair with mushroom base
------------------------------------------------------------------------
DDR
Die gesamte Nutzfläche einer funktionstüchtigen Dreiraumwohnung mit hohem Ausbaugrad (Einbauküche, Einbauschränke, Zentralheizung usw.) liegt bei 50 m2.
Zu einer solchen Dreiraumwohnung gehören ein zur Hausfront längs angeordnetes
Wohnzimmer mit gesondertem Essplatz in der Nähe der Durchreiche
The new types P2.2 for the panel construction 5MP (...)
The total floor space of a functional three-room apartment with high level of expansion (fitted kitchen, fitted wardrobes, central heating, etc.) is 50 m2.
Such a three-room apartment includes a living room with separate dining area near the service hatch to the kitchen and with a comfortable seating area.
Lewitzky, Hans: Meine Wohnung. 3. neu bearb. Aufl. Berlin: VEB Verlag für Bauwesen,1966
Puppenmöbel EMS
Regale von Hermann Rülke
Lewitzky, Hans: Meine Wohnung. 1966
1966 VERO
Lewitzky, Hans: Meine Wohnung. 1966
--------------------------------------------------------------------------------------------
1965 Bodo Hennig
1966 Bodo Hennig
At the beginning of the sixties, the housing crisis was largely overcome.
Three-quarters of the people in West Germany had a separate living room.
Which pieces of furniture they were missing in their living rooms?
Many West Germans wanted a radio gram and a TV.
Also a tea cart and carpeting were on their wish list.
Most of them already had flower tables,
There were also plenty of pictures, cabinets, sofas,
69% used their main room for all sorts of activities and only 7% as a "best room".
The majority of the free time was spent in the apartment.
"Visits of friends, acquaintances and relatives took place frequently and regularly,
"Vom Wohnen der Deutschen : eine soziologische Studie über das Wohnerlebnis" von Alphons Silbermann, Köln 1963
Teil 6 1966 bis 1969
Zwischen neuer Romantik und Pop Art
1967 Crailsheimer
Möbel mit Gemüt*
"Die technische und kulturelle Entwicklung in unserem Jahrhundert hat das menschliche Gemüt unbefriedigt gelassen.das sind nicht die Zauberformeln, die das Gefühl aus der eisigen Umklammerung programmierter Lebensnotwendigkeit lösen und das Gemüt heiter stimmen -
so meinen viele."
um 1967 Möbelprospekt
"Etwa jeder Dritte, der heute Möbel kauft, entscheidet sich für Modelle, deren Formen und Verzierungen vergangenen Stilepochen entstammen."
Furniture with soul *
"The technical and cultural evolution of our century has left the human mind unsatisfied: abstract paintings and atonal symphonies, computer numbers and moon photos, concrete houses and plastic furniture -
these are not the magic formulas that release the feeling of the icy embrace of programmed necessities of life and cheer the mind -
many think so. "
1967 Crailsheimer - Möbel noch 1972 verkauft
1966 Fackel Katalog
1968/69 Neckermann
Tapeten sind nicht nur zum Wechseln da. Von Johann Klöcker.**
Was in aller Welt macht die Blümchen so stark?
Eben noch hatte Rasch mit seiner revolutionären Bauhauskollektion die Welt der Tapete erobert und der ornamentlosen, unifarbenen, höchstens dezent strukturieren Wand einen gewaltigen Sieg errungen, da sproßten schon wieder die Blümchen.
Sie hatten eigentlich nie aufgehört zu sprossen und, wie rings um Marmorblöcke, bedeckten und bedecken sie alles Verbraucherland, das nicht dem Bauhaus-, Knoll- und ulm-Stil vorbehalten ist.
Die neue Romantik
Schöner Wohnen 1967, Heft 6
Wallpapers are not just for changing. By Johann Klöcker. **
"What on earth makes the flowers so strong?
Rasch had just conquered the world of wallpaper with his revolutionary Bauhaus collection, and had won a tremendous victory with the unadorned, plain-colored, at most subtly structured wall, when the flowers were sprouting again.
They had never stopped sprouting and they covered and covered all consumer land that is not reserved for the Bauhaus, Knoll and ulm styles."
1968 Hermann Rülke
1966 Hermann Rülke
Ein neuer Trend waren auch die immer größeren Wohnzimmerschränke.
Sie standen nun nicht mehr auf leichten - schrägen - Beinen, sondern auf einem schweren Sockel.
Sie wirkten massiv und beherrschten den Raum.
Sie waren unpraktisch, da fest zusammengefügt und unveränderbar.
1967 Hermann Rülke Puppenmöbelkarton
Another trend was the very large living room cabinet.
It no longer stood on light - sloping - legs, but on a heavy pedestal.
It was massive and dominated the room.
And very impractical, as firmly joined and unchangeable.
1967 Hermann Rülke
Diese wuchtigen Drehsessel passten gut zum massiven Schrank.
Sie ersetzten die klassische Couchgarnitur.
1969 df Hauptkatalog - DDR
Paul Hübsch
Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Möbel der 60er-Jahre mit ihren warmen
Farben und viel Holz eine Wohnlichkeit ins Haus bringen ohne allzu «gemütlich» zu wirken.
Sie sind klar und einfach in Farbe und Formensprache.
In summary, it can be said that the furniture of the 60s with their warm colors and a lot of wood brought a homeliness into the house without being too "cozy".
It was clear and simple in color and design language.
Hermann Rülke 1968
East-Germany
Fritz Altmann 1968
West-Germany
Am Ende des Jahrzehnts kündigt sich in der Politik und im Design eine neue Ära an.
Es wird provozierend bunt und Plastik wird schnell zum Synonym für Modernes Wohnen.
At the end of the decade, politics and design change.
It gets provocatively colorful and plastic is the new material for modern living.
Das 1968er Bodo-Hennig-Wohnzimmer zeigt erneut, wie modern die Puppenhausmöbel aus diesem Unternehmen waren. Die Farbe Orange wurde gerade entdeckt, da verwendet Hennig sie schon für die Tapete und die Polstermöbel. Die Metall/Plastik-Stehlampe kam 1969 ins Programm, die passende Tischlampe 1972. Aber schon vorher waren die Holz/Stoff-Stehlampen mit einem orangem Schirm ausgestattet.
Das Design der Sessel ist wohl
Florence Knolls Lounge Chair
nachempfunden, den sie bereits 1954 vorstellte.
The 1968 living room shows again how modern the dollhouse furniture made by Bodo Hennig was. The color orange has just become stylish and already Hennig chooses it for the wallpaper and upholstered furniture. The metal / plastic floor lamp is of 1969, the matching table lamp of 1972.
The design of the armchair looks exactly like
Florence Knoll's Lounge Chair of 1954.
Miniatur Op-Art
Werbung - Ad
Teil 7 Die Siebziger Jahre
---------------------------- Orange und Apfelgrün -------------------------
Part 7 The Seventies
Orange and apple green
Das "Wohnzimmer" einer jungen Frau.
1970 - The living room of a young woman.
Wohnzeitschrift "Schöner Wohnen" 1970
Dem Sessel aus Kunststoff begegnen wir auch in der Puppenstubenwelt dieser Zeit:
The armchair seen in the young woman's apartment we also detect in a dollhouse of that time:
1971 Crailsheimer-Wohnzimmer im Maßstab 1:6 für kleine Modepuppen
Scale for small fashion dolls
1972
Maßstab/Scale 1:12
1972 Modella Wohnzimmer, ebenfalls mit Sesseln im Stil von Dieter Rams
1971, Farbige Wohnfibel
Die "Siebziger" beginnen schon Mitte der "Sechziger".
Geometrische, abstrakte, großflächige, bunte Popart-Muster sah man auf Kleidern, Tapeten, Teppichen und Sofabezügen.
Orange, Apfelgrün, Gelb und Braun dominieren in der Wohnung bis in die Mitte der Siebziger -
bis Ende der Siebziger nur die Brauntöne übrig bleiben.
The "seventies" start already in the middle of the "sixties".
Geometrical, abstract, large-scale, colourful Popart patterns were seen on dresses, wallpaper, carpets and sofa covers.
The colours orange, apple green, yellow and brown dominate in interior design until the mid-seventies. At the end of the seventies only one colour survives: brown.
EAST-GERMAN design
New material for furniture: plastic
New modular furniture system called MDW
Auch in der DDR ist "Plaste" auf dem Weg in die Wohnungen und die Puppenstuben.
Im Kombinat Holzspielwaren VERO Olbernhau, 1972 aus dem (teilweise erzwungenen) Zusammenschluss verschiedener Spielwarenbetriebe in der DDR entstanden, wurden trotz des traditionellen Schwerpunkts von Holzspielzeug immer mehr Kunststoffpuppenmöbel hergestellt.
1970 Fa. Hermann Rülke (ab 1972 VERO)
Die neuen Möbel werden im Wohnzimmer auch neu gruppiert:
"Zu den neuen, leichten Polstermöbeln mit einem tiefen, leicht nach hinten geneigten Sitz werden vielfach mehrere kleine niedrige Tische bevorzugt...
Man bildet also keine Gruppen mit einem Tisch als Mittelpunkt, sondern stellt ihn als Zusatztisch zwischen die beiden Sessel.
Die bequemste Form der Zusatztische ist das Quadrat.
Mit einigen Satztischen kann eine Sitzecke oftmals vervollkommnet werden."
(Lewitzky, Meine Wohnung, VEB Verlag für Bauwesen 1966)
1971 Montage-Möbelprogramm MDW
Hersteller VEB Möbelkombinat Deutsche Werkstätten Hellerau, Dresden
Gestalter Rudolf Horn
1967 beginnt auch in der DDR die Herstellung von an- und ausbaufähigen Möbeln, die ja in der Formalismus-Debatte verboten worden waren.
Die MDW-Reihe wird ein großer Erfolg, obwohl sie in der Anschaffung auch teuer war. Die KäuferInnen konnten (je nach momentanem Angebot) selbst entscheiden, wie ihre Traumschrankwand aussehen sollte, mussten sie allerdings auch selber aufbauen.Bis zum Fall der Mauer war das System erhältlich.
1979 MDW80
Auch in der Spielwarenindustrie wurde das System kopiert:
1971 PEBE Montagemöbel, Paul Bernhardt, Bad Kösen
Puppenmöbel zum Selbstbauen aus vorgefertigten Einzelteilen.
Orange und Grün - Orange and Green
1971 Hermann Rülke - Drehsessel
1972 VERO
1973 Hermann Rülke - Orange und Apfelgrün
BRD - West-Germany
1972 Modella
Wilde Farbzusammenstellungen und Muster sind typisch für diese Zeit.
Der zunehmende Einsatz von Kunststoffen ermöglicht
1971 Farbige Wohnfibel
The increasing use of plastics enables the production of light,
Bodo Hennig 1972
1972 Bodo Hennig Sessel vollständig aus Schaumstoff
1974 Bodo Hennig Teppich
Bodo Hennig
1972 Mit Schaumstoff beflockte Kunststoffsessel
1975 Quelle Katalog
Der Trend zu großen Schrankwänden,
The trend towards large closet walls, which began in the late sixties, is continuing.
1974 Bodo Hennig, grüne Sofa und Sessel, Schrankwand seit 1972
1971 Werbung in der Zeitschrift "Schöner Wohnen"
Aber Mobilität ist gefragt -
auch die großen Schrankwände müssen sich
1974 Modella Wohnzimmer im
"Combibox"-System
Neben Orange war auch Apfelgrün oder ein gedeckteres Grün eine der Lieblingsfarben dieser Epoche. Bei der Auswahl der Telefonfarbe wählten viele das grüne Modell.
In addition to orange, apple green or a more subdued green was one of the favorite colors of this era. When choosing the phone color, many favoured the green model.
1976 Das Haus
Tapetenwechsel braucht der Mensch
Everybody needs a change of wallpaper.
1975 VERO Wohnzimmer in orange und grün
Die Schrankwand ist aber wieder aus Holz und nicht mehr aus Kunststoff.
The wall unit is made of wood again. The armchairs are still made of plastic.
Nicht alle Neuerungen wurden gut angenommen. Als Mitte der 60er Teppichboden und Kunststoffmöbel modern wurden, rückten die Teppichböden schnell nach oben auf die Liste der Anschaffungswünsche. Möbel aus Kunststoff wurden aber nicht sehr populär.
1972 ist auch bei Lundby Orange die Lieblingsfarbe im Wohnzimmer.
In 1972 is orange the ruling colour in the living room.
Wie der 1979er Lundby Katalog zeigt, änderte sich der Stil gegen Ende des Jahrzehnts.
Dunklere und gedeckte Farben, klassische und traditionellere Wohnstile wurden bevorzugt.
Anfang der Achtziger haben die wuchtigen Schrankwände ausgedient.