Samstag, 20. Januar 2018

Schlafzimmer - EMS - bedrooms

Sammlung Gronau







Mitte der Sechziger Jahre

schlichtes, gradliniges Design, ohne harte Kontraste, gedeckte Farben.
Das ist der neue Stil, nach den schwungvollen Fünfzigern, die bei EMS manchmal auch sehr farbenfroh auftraten, wie hier unten in diesem Vorgängermodell zu sehen.
Mid-sixties - simple, straightforward design, without harsh contrasts, muted colors.
This is the new style, after the swinging fifties, which sometimes were very colourful, as seen here below in this predecessor model.


Sammlung Gronau

Sammlung Gronau

1957 Kultur im Heim

Bett mit grüner Plastikfolie am Fußende.
The bed in the East-German journal has a green plastic decoration at the footboard.

Ende der Fünfziger - ab ungefähr 1957 - 
änderte sich das Design beim Hersteller EMS grundlegend:
war es vorher in seiner Behäbigkeit noch fest in den Dreißiger Jahren verankert, 
sprudelte es plötzlich vor extravaganten Formen und Farben. 
Das spiegelte die Ereignisse der realen Möbelwelt. 
Plötzlich wurde es bunt und beschwingt auch in den Möbelhäusern der DDR
 und die führende Einrichtungszeitschrift "Kultur im Heim" 
berichtete sehr wohlwollend über die neue Stilrichtung:

Anregend und schön 

 



In the late fifties - from about 1957 - 
the design of the EMS manufacturer changed fundamentally:
previously firmly anchored in the thirties, 
it suddenly surprised with extravagant shapes and colours.
 This reflected the events of the real design world which had become colorful and vibrant 
even in the furniture stores of East-Germany 
and the leading furnishing magazine "Culture in the home" 
reported very benevolently about the new style:

Stimulating and beautiful


Der neue Kleiderschrank mit Aufbau und Plastikschiebetüren 
(leider fehlen hier die Beine) und unten der Kleiderschrank eines anderen Modells
 - dieselben Türeinsätze, aber sonst ist nichts beim Alten geblieben.
Beide Möbelstile existierten wie in der richtigen Welt noch einige Jahre parallel,
 denn die überwiegende Mehrzahl der Käufer wollte sich weiterhin mit den gewohnten Möbeln einrichten und stand Veränderung skeptisch gegenüber.
 Möbel galten als lebenslange Investition und da setzte man nicht nur beim Material auf Langlebigkeit, auch die Form sollte durch Anlehnung an Tradition lange gefallen.




The new wardrobe with structured and plastic sliding doors (unfortunately missing the legs) 
and below the wardrobe of another model -
 the same door panels, but otherwise nothing has remained the same.
As in the real world both furniture styles existed simultanously for several years,
 because the vast majority of buyers wanted to live with traditional furniture 
and was skeptical about change.
Furniture was regarded as a lifelong investment and not only had the material to last for a lifetime,
 but the design should also be attractive for that time span.




Sammlung Gronau

 Was für ein harmonisches und doch ungewöhnliches Schlafzimmer.
 Mehr Anpassung an moderne Formen ist schon fast nicht mehr möglich. Das untere Foto stammt aus einem westdeutschen Einrichtungsbuch und ist das klare Vorbild dieser Miniaturausgabe.

The most modern bedroom design of that time - around 1959 - that I know. 
Astonishing that it was designed for a single person. 
Singles are not supposed to live in a dollshouse - are they?

Ganz im Gegensatz zu Puppenhausschlafzimmern ist es ein Zimmer für eine einzelne Person, 
was in der Puppenwelt nicht üblich ist. 
Entweder es gibt Betten für ein Elternpaar oder für das obligatorische Geschwisterpaar,
 das natürlich aus einem Jungen und einem Mädchen besteht.
Laut Katalogfoto ist das dargestellte Schlafzimmer aber komplett,
 es gibt kein zweites, spiegelbildliches Bett,
 das auf die andere Seite des Schrankes gehört.
Entwarf EMS also auch Einrichtungen für Singles? 
Oder für einzelne Teenager? 

Exactly like this example from the real world.



um 1959/1960 Katalogfoto






Frisiertisch - dressing table with many curves



Weihnachten 1959 mit einer Puppenstuben des VEB Grünhainichen, 
eingerichtet mit dem Schlafzimmer von EMS.
Christmas 1959 and in the room box we glimpse the very same bedroom.



 

Blaues Bett in geschwungener Form in der Wohnzeitschrift "Kultur im Heim"
Again, a photo from the "real world".


Sammlung Borbeck


Sammlung Borbeck






Puppenstube im Koffer - 1957 - Dollhouse in a case


Schlafzimmer - 1957 EMS - Bedroom


Sammlung Katharina

 Die Frisierkommode steht elegant geschwungen auf nur 3 Beinen. 
Das Bett wird von 3 dünnen Teppichläufern umrandet, 
die aus leicht beflocktem Papier gemacht sind.
The vanity's curved design on 3 legs and the contrast of light wood, 
white and a little bit red reveals a typical design of the fiftis.


Hier kenne ich das Verkaufsdatum aus der DDR-Presse, 
die 1957 ein Foto zeigte, als über die Leipziger Messe berichtet wurde. 
Auf diesem Foto sieht man eine schwarze Version.
I was lucky enough to find a photo in an East-German newspaper of 1957 
which shows a black version.

 
"Naturally comfortable dolls houses need modern furniture"






The traditional style - but compared with pre-war design 
even this sturdy model has changed a lot,
 the form is simple and functional without any decoration.



1955

Verglichen mit dem Vorkriegsstil ist auch dieses Schlafzimmer fortschrittlich. 
Gerade Linien, funktionelles Design ohne überflüssige Verzierungen.
 Es wirkt bodenständig und aber auch etwas langweilig. 
Wie wir gesehen haben, gab es danach bei EMS lange keine einfachen rechteckigen Spiegel mehr...










Mittwoch, 3. Januar 2018

Die Sammlung von - Peter Isler - The collection

Cover based on a 1957 ad of a most pecular German TV set made by

Träumt nicht jede von uns davon, dass mal ein Buch mit wunderschönen Fotos
 aus unserer Sammlung herausgegeben wird?
 Mein Traum ist es schon immer gewesen. 
Da neue Techniken es mittlerweile erlauben,
 erfülle ich ihn mir in letzter Zeit mit selbst hergestellten Fotobüchern, 
wie ich hier in einem Blogbeitrag schon erzählt habe.
Peter Isler aus der Schweiz hat es nun aber geschafft, 
dass ein Buch über seine Sammlung im Swantje-Köhler-Verlag erscheint.

Wohnkultur 50er Jahre – Puppenmöbel
296 Seiten/pages, gebunden/hardcover
Deutsch/with extra brochure in English
69,- € (USA 82 $)
ISBN 978-3-981152494

Leider erfährt man im Vorwort nicht viel über die Person Peter Isler,
 wie lange er schon sammelt oder seine Motivation - seine Interessen bleiben privat.
 Er hat die Fotos alle selbst aufgenommen und sie bilden natürlich den Schwerpunkt. 
Wer selbst Fotos seiner Sammlung aufnimmt, weiß wie unglaublich schwer es ist, 
befriedigende Ergebnisse zu erhalten. Puppenhäuser und Puppen sind noch relativ einfach,
 aber gerade Puppenmöbel schwer abzulichten. 
Wie auch Swantje Köhler schreibt, kommen sie in einem Gehäuse meist nicht zur Geltung,
 man sieht sie oft nur von der Seite. 
So entschied sich auch Peter Isler, sie separat darzustellen. 
Immer mit demselben hellen Hintergrund,
 derselben Art der weit auseinandergezogenen Aufstellung, der etwas dunkleren Ausleuchtung und langen atmosphärischen Schatten.
Fotos aus dem Buch sieht man auf der >Verlagsseite und auf >facebook.

Was dieses Buch ist:
Ein Bilderbuch. Ein Blick in eine beeindruckende Sammlung. 
Inspiration und Herausforderung für jede Sammlerin.
 Ein Coffeetable-Buch. Das erste deutsche Buch zum Thema seit vielen, vielen Jahren. 
Eine Auswahl von Wohn- und Schlafzimmern, sowie Küchen, 
die dem Sammler Peter Isler am besten gefallen und - 
trotz des Buchtitels - bis weit in die Sechziger Jahre hinein reichen. 
Und der Auslöser für einen sehr schönen und lebhaften Abend, 
wenn man es zusammen mit anderen Sammlerinnen anschaut 😉. 

Was dieses Buch NICHT ist:
Ein Lexikon oder ein Nachschlagewerk - auch wenn Swantje Köhler im Anhang einige Hersteller vorstellt. Sammlerinnen, die sich eine Hilfe beim Einordnen und Anordnen ihrer Sammlung versprechen, werden enttäuscht sein.
 Peter Isler hat sich zwar für eine Einteilung nach Herstellern entschieden,
 gibt aber keine Begründungen, weder als Text noch als Katalogfoto, 
für seine Herstellerzuordnungen und für die Zusammensetzungen der Möbel-Ensembles.
Da die Auswahl sich nach der Vorliebe des Sammlers richtet, 
muss man einfach akzeptieren, dass einzelne Hersteller,
 Plastikmöbel oder die eher traditionellen Möbelstile dieser Zeit nicht vertreten sind.


Seit mich Swantje Köhler vor zehn Jahren zum ersten Mal anschrieb und um Fotos aus meiner Sammlung für ihr neues Puppenhausbuch der Fünfziger bat, ging es ihr um neue Erkenntnisse, d.h. vor allem im Bereich Herstellerzuordnungen und Identifizierungshilfen für Sammler. Nicht nur für  Puppenhäuser und Puppenmöbel, auch für Accessoires und Puppen. Im letzten Jahr änderte sich die Intention des Buches und es ist nun ein sehr persönliches Projekt, nämlich die Präsentation eines Teils der Sammlung Isler. Die Gründe sind einleuchtend und trotzdem war es für mich und andere Sammlerinnen zunächst eine Enttäuschung. Aber Swantje Köhler kündigte bereits einen Folgeband an und so können wir uns sogar noch auf eine zweites neues Buch zu unserem Hobby freuen!