Donnerstag, 23. August 2012

Meine Puppen gehen zum Film - My dolls on the big screen

Im Juli bekam ich eine ungewöhnliche Anfrage:
"Hallo! Ich heiße Roland Ascheid und arbeite gerade an einem Film,
in dem 70er Jahre Puppen benötigt werden.
Wäre es möglich einige Ihrer tollen Puppen zu mieten?"
Natürlich habe ich den Absender erst mal gegoogelt:
ein Bühnenbildner aus Berlin - das klang doch überzeugend,
ich bat um mehr Informationen:
"Der Film handelt von einer türkischen Christenfamilie
und Ihre mehrere Generationen dauernde Flucht aus der Türkei nach Syrien,
dann in den Libanon, dann nach Paris und wieder zurück etc.
Die Szene mit den Puppen handelt von der Pariser Zeit.
Es ist alles im gutbürgerlichen Milieu und die Familie verfolgt die Geschehnisse im Fernsehen
(alles in Puppenformat).
Eine andere Szene spielt in einer Schulklasse in Paris.
Deshalb wäre natürlich die Schulklasse toll!"
Aus meinen flickr-Fotos kopierte er sich passende Puppenmöbel
und entwarf am PC schon mal die Pariser Altbauwohnung:

In July I received an extraordinary mail:
"Hello, my name is Roland Ascheid and at the moment I am working on a film
which requires dolls from the seventies. Is it possible to hire some of your wonderful dolls?"
I googled him of course: an architect and stage designer from Berlin -
that was reassuring and I asked for more information:
"The film is about a christian family from Turkey,
they escape to Syria, then to Lebanon, then to Paris and then back again etc.
The doll scene is part of the family's stay in Paris.
It is set in a bourgeoise milieu -
the family is watching the developments on TV (everything en miniature).
Another scene is set in a school class.
That is why your doll school would be terrific!"

He copied doll furniture from my flickr photos
and composed his idea of the Parisian livingroom on the computer:

Copyright: Roland Ascheid

...die ich dann vor meinem Fotoapparat nachstellte:
...and I tried to copy the scene for a photo:


Das wurde ja immer spannender...
aber sollte ich wirklich meine Puppen einfach in einem Paket nach Berlin schicken?
Wer garantierte mir, dass sie wieder nach Hause kämen?
Roland und ich telefonierten lange und er klärte mich über das übliche Verfahren bei der Requisitenausleihe in Filmproduktionen auf.
Ein paar Tage später, an einem schönen Sonntagnachmittag,
kam er aus Berlin zu mir nach Duisburg gefahren,
um sich in meiner Sammlung alle eventuell benötigten Puppen
und Möbel und Zubehör auszusuchen.
That was getting more and more exciting ...
but should I really send my dolls and other miniatures to Berlin.
Who would guarantee that I would get them back?
We talked on the phone for a long time
and Roland explained the usual procedures for stage props to me.
A few days later, on a sunny Sunday afternoon,
he came from Berlin to Duisburg and spent many hours
choosing dolls and furniture for the film scenes from my collection.


Mit einem großen Koffer voller Miniaturen reiste er abends ab
und danach bekam ich so spannende Kurz-Mails wie "Baue gerade das Puppenhaus..."
oder "Der Dreh ist morgen und das Team ist begeistert von den Puppen und der Ausstattung."
und "muss jetzt aber losrennen noch den Rest vorbereiten".
Natürlich bat ich um Fotos und diese Woche war es soweit:
 ich erhielt gut verpackt alle meine Leihgaben zurück und sogar noch Fotos vom Dreh:
In the evening he left with a large suitcase filled with miniatures
and during the next weeks I received exciting mails like
"I am just building the dolls house..." or
"Tomorrow is the shooting and the team is enthusiastic about the dolls and the setting"
and "I have to hurry to prepare the rest".
This week I received all my loans back at last
and over and above some photos of the shooting:



...und action!    ...and action!

Nur 3 Puppen sind hier von mir, weil sie den Schauspielern aus dem Film ähneln mussten
- aber fast alle Möbel und die hier so schön brennenden Lampen.
Only three dolls in this scene are mine
because they had to resemble the actors of the film -
 but nearly all the furniture and the wonderfully illuminated lamps
are from my collection.




Das Schlafzimmer in klein... 
The bedroom in small scale...



...und in groß.  
  ...and in real scale.



Noch ein paar Infos zum Film:
der Produzent und Regisseur ist Filmemacher
Philippe Aractingi von der libanesischen Filmproduktionsfirma Fantascope Production.
Wenn ich höre, dass der Film herauskommt,
werde ich natürlich darüber berichten.

The director of the production is Philippe Aractingi who is also a director, 
the lebanese film company Fantascope Production makes majorly films
but also documentaries and ads. 
As soon as the film is released I will tell you you about it of course.


Ergänzung 2017

HÉRITAGES (MIRATH) – 2014
On July 12, 2006, another war breaks out in Lebanon.
Director Philippe Aractingi sees himself having to leave his motherland to settle elsewhere for the third time in his life.
While he and his family are evacuated to France onboard a military ship,
he realizes that his ancestors have also been fleeing from wars or massacres for five generations now. All of them have been exiled at least once.

http://www.fantascopeprod.com/portfolio/heritage-2/

Freitag, 10. August 2012

Puppenhaus - 1974 OKWA - dolls house

aus meiner Sammlung

Dieses Foto von mir ist auch in der englischsprachigen Wikipedia unter Dollhouse.


Um 1970 herum verkaufte der niederländische Hersteller OKWA
sehr farbenfrohe Holzhäuser auch in Deutschland.
Sie konnten im Maßstab 1:20, 1:18 oder auch 1:12 eingerichtet werden.
Hier eine Version mit Modella und JEAN Möbeln im kleineren Maßstab.
Around 1970 the Dutch producer OKWA sold many different colourful wooden dolls houses in Germany.
 You see them furnished in different scales varying between 1:20 and 1:12. 
This is a version with smaller scale furniture of JEAN and Modella.


Das typische OKWA Puppenhaus ist nur von vorne zu bespielen, 
die Rückseite ist unbearbeitet. 
Es ist vorne offen, es gibt keine Fassade, die man öffnen und schließen kann. 
Die frühen Häuser erinnern stark an Lundby-Puppenhäuser, 
einfache Holzhäuser mit Steintapete an den Außenwänden,
 es gab aber auch Puppen-Bungalows.
 In den 70ern werden dann Häuser wie dieses verkauft,
 die gepressten Holzplatten werden farbig bedruckt, 
Teppiche oder Fliesenmuster auf den Böden,
 Schränke an den Wänden, dazu Wendeltreppen und Balkongeländer aus Plastik. 
Es gibt keine Türen oder Fenster zum öffnen. 
Ausgestattet waren die Häuser ursprünglich vorwiegend mit deutschen Modella-Möbeln. 

aus meiner Sammlung
 
 Modella 1:20

The typical OKWA dolls house opens only at the front. 
The early ones - from the 1950s - strongly remind me of Lundby houses, 
made of thin wood with a brickpaper on the outside even the architecture is quite similar.
 But there were also bungalows at that time. 
The seventies brought colourful houses like this, 
the thin wooden panels printed with different patterns of tiles or carpets or cupboards. 
There were also spiral staircases and balustrades made of plastic but no doors or windows to open. Originally the house came with German Modella furniture.

 aus meiner Sammlung 
  JEAN


Andere farbenfrohe Muster dieses Modells. - More colourful patterns.

Ebay 2012




1974 Anzeige - Ad

aus meiner Sammlung

Auf diesem Foto von 1974 ist das ganze Haus 
mit Möbeln aus dem Modella Combi-System eingerichtet.



Schon Jahre vorher verkaufte der holländische Hersteller Holzspielzeug in Deutschland.
 Mehr über die Geschichte dieser Firma kann man von der Sammlerin Karin Wester erfahren. 
Im vergriffenen Heft Nummer 23 
der niederländischen Puppenhauszeitschrift "Dolls House Nederland", Seite 32, 
das online verfügbar ist, 
erfährt man mehr - wenn man ein bisschen Holländisch kann oder es sich übersetzen lässt.
 Interessant ist für mich, 
dass es in den Niederlanden nach dem 2. Weltkrieg nur zwei Firmen gab, 
die Puppenhäuser herstellten: 
OKWA und SIO. 
Puppenmöbel waren wohl ab den 60ern gar nicht mehr im Programm. 
Sie wurden vorwiegend aus Deutschland importiert, 
Modella und JEAN, Hennig, aber auch Lundby aus Schweden.



1973
Okkerse Puppenhaus mit Modella Möbeln 
 Okkerse dolls house with Modella furniture


OKWA ist die erste und auch die größte Fabrik der Niederlande, 
die Puppenhäuser und Kaufläden herstellte. 
Die Familie Okkerse gründete die Fabrik 1901 in Waddinxveen in Südholland, 
seit Ende des 18. Jahrhunderts schon ein Zentrum für die Holzspielwarenfertigung des Landes. 
Ab den 1930er Jahren wurden Kaufläden hergestellt und in den 50ern folgten Puppenstuben und Puppenhäuser. 
Die Puppenhäuser wurden auch exportiert, z.B. nach Deutschland. 
Der Name OK(kerse)WA(ddinxveen) wurde ab den 1940ern benutzt. 
Genau wie viele andere Puppenhaushersteller in Deutschland, musste die Firma 1976 in der dritten Familiengeneration Konkurs anmelden - im selben Jahr wie Modella.



G. Okkerse from Waddinxveen was the first and biggest factory which made miniature shops and dolls houses in the Netherlands:
--- founded in 1901
--- since the 1930s production of miniature toy shops
--- since 1940 called OK(kerse)WA(ddinxveen)
--- since the 1950s dolls houses and bungalows
--- 1976 end of production of the family-owned business in its 3rd generation
Source of information: Karin Wester's book (page 39-42), her homepage, her article in "Dolls House Nederland" page 32





Stadtmuseum Bergkamen
16.März - 28.Oktober 2012
Moderne Zeiten im Kinderzimmer - Puppenhaus-Design im Spiegel des Zeitgeistes

Die beiden großen SIO-Puppenhäuser sind wohl aus den 70ern,
man kann sie kaum von den ebenfalls in den Niederlanden 
hergestellten OKWA-Puppenhäusern unterscheiden.
Wie gut, dass der Herstellername so deutlich zu erkennen ist.
Both large SIO dolls houses were made during the 70s,
I guess, you can hardly distinguish them from the other
 famous dolls house producer of the Netherlands – OKWA.
Luckily they write their logo right on the front of this house.



Das zweite Haus gefällt mir noch besser,
wegen der grellen 70er-Farben und Muster:
The second house I like best because of the striking 70s colours and patterns:


Beide Einrichtungen sind eine Mischung aus VERO, Modella und JEAN Möbeln.
Both houses are decorated with a mixture of VERO, Modella and JEAN furniture.


Alle Fotos, die mit "aus meiner Sammlung" gekennzeichnet sind:
 Creative Commons Lizenzvertrag

Freitag, 3. August 2012

www.puppenhausmuseum.de


Das größte virtuelle Puppenhausmuseum, das ich kenne.
Ich habe das Glück, nur eine halbe Autostunde vom realen Museum des Sammlers entfernt zu wohnen und am letzten Freitag war unser Sammlerkreis
(wir sind mittlerweile schon 7 Personen!) mal wieder bei Jörg Bohn zu Gast.
Er leidet genauso unter Platzproblemen wie wir alle
und jede freie Ecke im Haus und Anbau ist mit Puppenstuben und Zubehör belegt.


The biggest dolls house museum on the net that I know of.
I am lucky to live not far off the real museum of Jörg Bohn
and last Friday our local group of seven collectors visited his wonderworld again.
Just like everybody he just never has room enough for all his treasures
and every corner in his house and the annex is filled with dolls houses and accessories.


...60er Hennig Hollywoodschaukeln ... 60s Bodo Hennig...


... wer will, kann auf Mäusejagd in Marys Puppenhaus gehen...
...who wants to chase the mouse in Mary's dollshouse?


...sehr alte Erinnerungen werden wach: da ist ja der Tagesschau-Köpcke! und er sieht so jung aus...



...nicht so alltägliches VEB Grünhainichen Haus...
...rarely seen VEB Grünhainichen dolls house...


 15.05.2011

www.puppenhausmuseum.de
Nein, ich habe nicht die Webseite besucht,
sondern den Sammler Jörg Bohn in Rheinberg am Niederrhein.
  Obwohl viele seiner Stücke schon in Ausstellungen zu sehen waren,
hat sich der Traum eines realen Puppenhausmuseums (noch?) nicht verwirklicht,
dafür freuen sich alle Sammler über das virtuelle Museum.


No, I did not visit the website but the collector Jörg Bohn
in the small lower Rhine town Rheinberg.
Although many parts of his collection were to be seen in different exhibitions in Germany,
sadly the dream of a real museum did not come true (yet?)
But collectors all over the world can enjoy the virtual museum on the net.






Kommentare:

  1. Wie schön...das würde ich ja auch zu gerne mal alles in Echt sehen, zumal ich dann zwei meiner alten Schätzchen wiedersehen könnte, die ich (leider) vor einigen Jahren verkauft habe....
    LG, Lilli
  2. Ohhh, wenn ich mich dort einmal in Ruhe umschauen dürfte -
    das würde dauern ;-)
    Fänd ich aber auch extrem spannend,
    obwohl oder vielleicht gerade weil ich dem virtuellen Museum schon so oft einen Besuch abgestattet habe -
    es lassen sich dann soviele Dinge wiedererkennen und neue Details entdecken!
  3. Das ist ja ein Traum! Ich wünsche ich lebte etwas näher und könnte diese Schätze auch einmal in echt sehen... vor allem das Hochhaus im ersten Bild!
  4. wow, das ist wirklich beeindruckend. immer wieder laufen mir bei ebay solche alten schätzchen über den weg, eines tages schlage ich auch nochmal zu, so kann man es einfach nicht nacharbeiten, die patina fehlt.
    schönes erlebnis sicherlich, danke fürs teilen.
  5. Ach, wie toll!! Auch so ein schönes & interessantes Sammlertreffen im realen Leben! Und sehr symphatisch auch, das J. Bohn einen Teil seiner Häuser im Wohnzimmer stehen hat - Ich mache das (teils aus Platzmangel) ja auch so :)
    LG, Nicola

  6. WOW. Justo found your pages! I am amazed!

  7. Habe gerade mit meiner Nichte die Autos auf der Veranda des Schönherr-Hauses angeschaut und soll Dir folgendes ausrichten: "Das ist doch eine Werkstatt! Verstehst Du das denn nicht?!"
  8. ich finde es toll zu wissen das es andere puppenhauesersmmlerin gibt. Ich sammle seit 10jahren habe 35 haueser die fast alle mein mann gebaut hat .Ich bin fuer die innenausstatung zustaendigt.Mache teppiche,decken ,kissen,und sticke grosse wandteppiche als hintergrund kulisse.wohne in england es gibt hier viele schoene sachen fuer puppenhaueser,und viele flohmaerkte.
  9. Danke! Ja, in England hat das Puppenhaussammmeln und Einrichten eine lange Tradition und dort machen es viel mehr Leute als hier.