Samstag, 12. Februar 2022

Die Fünfziger Jahre - Bodo Hennig - The Fifties


   Geschichte der ersten Jahre

Marktführer für Puppenhäuser war seit den 50er Jahren 
die Firma Bodo Hennig im bayrischen Wildpoldsried.
1928 kommt Bodo Hennig in Grünhainichen im Spielzeugland Erzgebirge zur Welt.
 Hier besuchte er die staatliche Spielzeugfachschule, 
ehe er ab
1946 in Bayern eine Drechslerlehre absolvierte.
1950 macht er sich zusammen mit seinem Vater Walter Hennig
 in Dietmannsried im Allgäu selbstständig:
 „Drei Könige – Qualitätsspielwaren“. 
(Logo 1955 - 1962)
Die Firma hat zunächst 6 Mitarbeiter und muss durch 7 magere Jahre.
1950 wird die erste Puppenküche hergestellt,
 handbemalt und aus massiver Fichte.
1951 stellen Vater und Sohn die ersten Puppenmöbel aus Vollholz
 u.a. auf der Internationalen Nürnberger Spielwarenmesse vor. 
Der Erfolg stellt sich erst durch die Anpassung an den Zeitgeschmack ein,
 die Puppenmöbel werden nun furniert und lackiert, 
sowie durch den Einzelverkauf der Puppenmöbel ohne aufwändige Verpackung.
1953 legt Bodo Hennig die Meisterprüfung als Drechsler ab
 und die junge Firma zieht nach Wildpoldsried im Allgäu.
1955 erscheint der erste Katalog: nur 4 Seiten,
 kleine Zeichnungen der Möbel, Preisliste, keine Fotos. 
Außer den Möbeln werden ein Laden, drei verschiedene "Umrandungen", 
d.h. Stuben, und ein einziges Puppenhaus angeboten -





 zu dem damals außerordentlich hohen Preis von 33 DM. 
Swantje Köhler meint, dass deshalb nur wenige Exemplare verkauft wurden. 
Deshalb habe ich bis heute wahrscheinlich noch nie eins in einer Sammlung gesehen.


 The early years
 My favourite company for dolls‘ houses and furniture is Bodo Hennig.
The founder was born 1928 in 
Grünhainichen/Ore Mountains the famous „toy country“.
He attended the „Staatliche Spielzeugfachschule“ –
 the national technical school for toy makers. 
After WWII he left East-Germany with his father Walter
 and in Bavaria he learned to be a wood turner.
1950 both founded a company consisting of 6 members 
„Drei Könige – Qualitätsspielwaren“ 
(Three kings – toys of quality) in Dietmannsried/Allgäu.
They were not very successful for the first 7 years
 although they presented their first solid wood furniture for dolls 
1951 on the International Toy Fair in Nuremberg.
But after having altered their range of products according to the prevailing taste,
 veneering and painting the wood now,
 they got a reputation for their brilliant craftmanship.
Very often it is mentioned that the idea of selling the single furniture items separately
 instead of putting them together in sets 
was another reason for rising the sale in those first poor years after the war.
 Parents could just buy what was missing in their own old dolls‘ houses 
and then give it to their daughters for christmas a little bit modernized.
In the meantime Bodo Hennig had graduated in
1953 as a master of the wood turner craftmanship 
and they moved to Wildpoldried/Allgäu.
In 1955 the first catalogue of the new company Walter Hennig was published
 - only 4 pages, just drawings of the furniture pieces, price list, no photos. 
 Apart from furniture there were listed one shop,
 3 types of room boxes to put together 
and only one dolls' house, sadly all without pictures.
The dolls' house was sold for the very high price of 33 DM -
 the reason for selling not many of them, Swantje Köhler once said.
 
 
 Spielzeugkatalog von 1955.
  Toy catalogue of 1955. 


Bodo-Hennig-Puppenhaus in Farbe,
 dazu schöne Crailsheimer Küchenmöbel und einige Kaufläden.

Bodo Hennig dollhouse in colour,
 as well as a beautiful Crailsheimer kitchen and some toy shops.
 
Bodo Hennig’s dolls houses



Eingerichtet mit Hennig-Möbeln, aber nicht mit der Hennig-Stehlampe aus 1955,
sondern mit der Fliegenpilz-Stehlampe von Hahn.
Man kann hinten rechts auch das Badezimmer erkennen.
Die Badmöbel sind bestimmt von Kibri, 
denn Hennig nahm Badezimmer erst Mitte der Sechziger ins Programm auf.


Kibri-Katalog 1960


The house on the catalogue photo shows Hennig furniture, too, 
but not the Hennig floor lamp of 1955
but the famous "toadstool" floor lamp made by Hahn.
You can also get a glimpse of the bathroom on the back.
The bathroom furniture is probably by Kibri,

because Hennig only added bathrooms to his program in the mid-sixties.



Diese "Umrandung" war 1955 in der Zeitschrift "Spielzeug" abgedruckt.
 The room box was pictured in the journal "Spielzeug" in 1955. 



Wohnzimmer 1955




Das "Schwedenregal"
hergestellt von 
1956 bis 1964


"Schwedenregal" wurde die hochmoderne Regalwand im Hennig-Katalog genannt. 
Eine große Veränderung des Modestils, 
wenn man an die gleichzeitig produzierten traditionellen Wohnzimmerschränke denkt.
"Swedish wall unit" they called this stylish and 
very modern piece in the catalogue.
 A real novelty when you think of the traditional
 cupboards for the livingroom of that time.





Auch die Bücher aus Holz, 
mit buntem Papier beklebt, 
sind von Bodo Hennig aus dieser Zeit.
Part of Hennig's accessoires for the living room: 
books made of a piece of wood with coloured paper glued on it.
 
 



Die Basttiere sind zwar alt, sind aber kein Hennig-Produkt.

















 In diesem Bilderbuch von 1962 
muss Herr Meyer während des Umzugs auch das große Schwedenregal leerräumen.
In this picture book of 1962 
Mr Meyer is clearing the large shelf because the family is moving.







Sammlung Gronau

Der moderne Teewagen, hier benutzt Hennig zum ersten Mal Plastik.
The tea-trolley, the first time Hennig uses plastic I think.



Satztische - 1957-1964 - Nesting tables




Katalog 1958
Blumenhocker
Bestellnr. 105
Nettopreis  -,60 DM

Mein Satztisch-Ensemble kostete 1,35 DM im Verkauf.


Farbvarianten aus der Sammlung Gronau

1961 Bodo Hennig Katalog
"Blumenhockersatz, Bestellnr. Z3, -,60"

Die beliebten kleinen Beistelltische der Fünfziger Jahre hatte 
es schon in der Vorkriegszeit gegeben.
Hennig orientierte sich an wohl an einem Modell des Bauhauskünstlers Albers:

The popular small side tables of the fifties had already existed in the prewar period.
Hennig based his design probably on a model by the Bauhaus artist Albers:


1925 Josef Albers: Satztische - Nesting tables
English version

Josef Albers
arbeitete in der Bauhaus-Tischlerei.
Er stellte die Satztische für die Wohnungseinrichtung 
des Psychoanalytikerpaars Fritz und Anna Moellenhoff her. 
Eine Tragkonstruktion aus Holz (Esche) umschloss verschiedenfarbig lackierte Glasplatten.
Neben Weiß waren es die drei Grundfarben, die am Bauhaus besonders beliebt waren:
 Blau, Rot, Gelb

Marcel Breuer
entwarf am Bauhaus Satztische aus Stahlrohr,
die um 1930 von Thonet angeboten wurden.


aus meiner Sammlung

Stube von Bodo Hennig aus den Fünfzigern mit Satztischen


 

 

Sammlung Familie Gröner

 Photos from the Collection Family Gröner
 
 
 
 





Puppenhaus mit Teich 

1959 

Dolls house with a pond


Sammlung Gronau/Sauerland




 Alte Hennig-Häuser sind eine wahre Rarität. 
Sie sind zwar nicht so naturgetreu und handwerklich ausgefeilt 
wie die DDR-Puppenhäuser derselben Zeit,
 sie sind sogar eher schlicht gestaltet, 
aber natürlich bieten sie den schönsten Hintergrund für die Holzmöbel von Hennig.

A rare sight: Bodo Hennig's dolls house of 1959.
It is the second one I ever saw on a photo
and the best preserved one.
I am really happy that I can show it here.
Even the additional terrace with the pond 
has survived. My friend has furnished it
with Hennig products of course and
just like on the photo in the catalogue
the house is inhabited by Erna-Meyer-dolls.
 
 

Das Haus ist nur mit Hennig-Möbeln aus dieser Zeit eingerichtet, 
deren Farben wunderschön mit dem Inneren harmonieren. 
Wie man sieht sind die Wände nicht tapeziert
 und auch die Böden sind ohne Fliesentapete.
 Es hängen keine Gardinen an den Fenstern. 
Alles Gründe für den minimalistischen Eindruck der Hennig-Gehäuse.
Der niedrige Küchenschrank mit den runden Abschlussregalen,
der hier als Raumtrenner dient, 
war nie im regulären Programm von Hennig,
er gehörte exclusiv in dieses Haus.






Literaturliste
  • Bei Bodo Hennig gesehen : Alles was die moderne Puppe braucht. In: Das Spielzeug 1973, S. 990-991
  • Bodo Hennig Puppenmöbel: Stilecht. In: Das Spielzeug 1974, S. 377-378
  • Bodo Hennig - Puppenmöbelfabrikant und Drachenflieger. In: Puppen und Spielzeug 15.1990, Heft 3, S. 48
  • Bodo Hennig & Walter Hennig Kataloge: 1953 bis 1982, 1987-1988, 1990, 1992, 1995-2001, 2005
  • Bodo Hennig zahlungsunfähig. In: Ciesliks Puppenmagazin 2002,4 Seite 70
  • Bohn, Jörg: Puppenstuben 70er Jahre. In: Trödler 2008, Juli, S. 108-116
  • Cieslik, Marianne & Köhler, Swantje: Lexikon der Puppenstuben und Puppenhäuser. 2003
  • Een jongensdroom. In: Dolls House Nederland 2004, Nr. 5, S. 58-61
  • Flamm, Hans-Jürgen: Puppenhäuser, Puppenstuben 2. In: Trödler und Sammler 2004, Heft 3, S. 78-87
  • Gutes Spielzeug. Kleines Handbuch für die richtige Wahl. 1964
  • Heinold, Ehrhardt: Erzgebirgisches Spielzeug-ABC. 2002
  • Ludwig, Stefanie: Bodo Hennig - Portrait eines Spielzeugfabrikanten. In: Puppen und Spielzeug 32.2007, H.1, S. 68-69
  • Markestein, Femmie: Poppenhuizen 1880-1980. 2004
  • Mit Bodo Hennig zurück in die 50er Jahre. In: Ciesliks Puppenmagazin 2000,1 S.88-90
  • Müller, Gudrun: Schachdorf erhält Puppenstuben-Schatz. In: Freie Presse 27.09.2010 URL:http://www.freiepresse.de/LOKALES/ERZGEBIRGE/ZSCHOPAU/Schachdorf-erhaelt-Puppenstuben-Schatz-artikel7485449.php (Letzter Zugriff 10.02.2013)
  • Neues Betriebsgebäude bei Bodo Hennig eingeweiht. In: Ciesliks Puppenmagazin 1998, 1, S. 70
  • Nürnberger Spielzeugmuseum. Virtuelles Depot. URL:http://www.museen.nuernberg.de/spielzeugmuseum/depot.html (letzter Zugriff 10.02.2013)
  • Pistorius, Christel & Pistorius Rolf: Die schrägen 50er Jahre. Wohnkultur im Puppenhaus. Teil 1. In: Ciesliks Puppenmagazin 20.2006, Heft 3, S. 30-37
  • Traumwelten der fünfziger Jahre : Puppenwelt und Wirklichkeit ; [Katalog zur Ausstellung des Badischen Landesmuseums im Bruchsaler Schloss vom 15. Dezember 1996 bis 4. Mai 1997] / Wolfram Metzger ; Jutta Tremmel-Endres. Mit Textbeitr. von Gisela Bickel ...
  • VEDES Kataloge 1974 bis 1981
  • Wohnen in Miniatur : 1950 bis heute ; Puppenmöbel von Bodo Hennig ; eine Ausstellung des Hessischen Puppenmuseums 6.3.-26.6.1994. Veröffentlichungen des Hessischen Puppenmuseums 33. 1994


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- update of several older posts



  Wenn nicht anders vermerkt, sind alle Fotos aus meiner Sammlung
diePuppenstubensammlerin
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4 Kommentare:

  1. What a wonderful discovery! Congratulations, what a lucky find! It sounds like you did not buy the house on ebay - do you know who the owner is? I wonder if they know what a rarity they have?

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  2. How I love your posts! They are so wonderful! The early history of these important dollhouse makers is ssooooooooo interesting. Thank You CM AKA Lefty

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  3. Thank you both - no, I do not possess this house but I am happy having saved the photo. It really was many years ago and I never knew the owner.

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  4. I love it that you and Rebecca share the history of the companies that made such wonderful dollhouses and furniture...that we big "little girls" enjoy so much! Thank you!

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