Mittwoch, 18. Januar 2023

Puppenmöbel - VERO - doll furniture



ein staatliches Unternehmen, dem einige volkseigene Spielzeugunternehmen und viele enteignete Familienunternehmen angehören.

Eines der größeren Unternehmen waren die
VEB Erzgebirgische Möbel- und Spielwarenfabriken (EMS).
Bereits 1894 als Firma Neubert & Richter gegründet,
war der Betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet worden.
1966 wurde er nun Teil der VERO und 1972,
nach der Enteignung der restlichen privaten Betriebe wurde daraus das
VEB Kombinat Holzspielwaren VERO Olbernhau.
Nach der Wende löste man die VERO 1992 auf.

 1966 VERO is born,
VEB Vereinigte Erzgebirgische Spielwarenwerke Olbernhau
(VEB=nationally owned, Vereinigte=united Spielwarenwerke=toy companies of Olbernhau in the Ore Mountains=erzgebirgisch)
A state-owned company, which had swallowed a few nationally owned toy companies and many expropriated family businesses.
One of the larger nationally owned toy companies was the
VEB Erzgebirgische Möbel- und Spielwarenfabriken (EMS).
Founded in 1894 as Neubert & Richter, 
the company was expropriated after the Second World War.
In 1966 it became part of VERO and in 1972,
after the expropriation of the remaining private companies,
it turned into the VEB Kombinat Holzspielwaren VERO Olbernhau.
After the fall of the Berlin Wall, VERO was dissolved in 1992.


Der Puppenmöbel-Pappkarton der Firma EMS bekam 1966 
einfach das neue VERO-Logo und blieb sonst erstmal unverändert.
Das heißt, zunächst wurden die Produkte einfach unter dem neuen Namen weiter verkauft.
Alle Möbel auf dem Karton waren vorher EMS-Möbel und ab 1966 VERO-Möbel.
Manchmal kann man nicht genau sagen,
 was schon vor diesem Zeitpunkt verkauft wurde und was erst danach entworfen wurde.
In 1966, the EMS doll furniture cardboard box simply 
received the new VERO logo and did not change.
This means that initially the products were simply sold under the new name.
All the furniture depicted on the cardboard box 
was previously EMS furniture and from 1966 on VERO furniture.
Sometimes it is not possible to say exactly what was on offer
 before that time and what was designed afterwards.
Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)





Leitermöbel - 1967 VERO - ladder furniture


Diese Möbel werden ab 1967 beworben, 
sind aber noch nicht im VERO-Katalog von 1967,
d.h. es sind Neuschöpfungen.




Zwischen die Leitern werden die Schrankelemente gehängt.
Der Kunststoff ist weich und empfindlich.
Sehr leicht bricht etwas ab.
Nur sehr vorsichtig kann man das Leiterregal zusammenbauen - 
es ist instabil und für Kinderhände wahrlich nicht geeignet.
Das ist bestimmt auch der Grund dafür, 
dass dieses Möbelprogramm als Spielzeug nur sehr kurze Zeit hergestellt wurde.
Und warum nur wenige intakte Möbel erhalten geblieben sind.


 Die kleinen viereckigen Aufhängeelemente werden auf der einen Seite
 in die Leiter eingehängt und auf der anderen Seite mit einem Noppen in das Schrankteil gesteckt.

 The cabinet elements are fixed between the plastic ladders.
The plastic is soft and delicate. 
It breaks very easily. You need to be very careful 
to assemble the ladder rack - 
it is unstable and certainly not suitable for children's hands.
This is certainly the reason why this toy furniture program
 was only produced for a very short time.
And why only a few intact pieces of furniture have remained.




Mit Verpackung - It came with its box.
Der Karton hat noch das EMS-Design.


 1969 VERO Katalog

1967 wird für das neue Möbelset mit folgendem Text geworben:
Moderne Montagemöbelgarnituren für die "Puppenmutti"
 aus dem VEB Vereinigte Erzgebirgische Spielwarenwerke VERO, Olbernhau.
Die Hauptteile aus Plast sind Leitern als Trageelemente
 und Montagemöbelteile aus Holz in verschiedenen Ausführungen.

Das Set sieht auf dem Werksfoto in der DDR-Zeitschrift "Spielzeug von heute"
 noch etwas anders aus.
Es gibt ein Schubladenelement und einen Schallplattenspieler in der Schrankwand.
Der Blumentopf ist kleiner und steht auf dem Tisch.
Zusätzlich zu den zwei Sesseln ergänzt eine Couchliege die Polstermöbel.
Es gab tatsächlich noch andere Schrankelemente wie man unten sieht.

More available cabinet elements.




 Das Wohnzimmer in meinem VERO Bungalow.
The living room in my VERO bungalow.






Das exakte Vorbild finden wir im DDR-Design.
Das Modell heißt "Sybille"
It turns out that the toy furniture is the exact copy of a real East-German furniture program of the sixties. The model was called "Sybille" or "Sibylle".


 1966 Lewitzky, Meine Wohnung, VEB

Es wird als "Montagesatz" bezeichnet, 
entworfen vom Entwurfsbüro der sozialistischen Möbelindustrie, Schkeuditz, 
und hergestellt vom VEB Möbelwerk Stralsund.
Elemente waren z.B. eine Schreib- oder Fernsehplatte, Geschirr- und Bücherschränke, eine Zeitschriftenablage, ein Bettkasten, ein Nähmaschinenschrank oder ein Tonband- und Plattenspielerschrank.

 

1966 Konsument Versandhauskatalog


Das System war sehr vielseitig:
Es gab auch kurze Leitern für Schreibtische und Sideboards.
Die Möbel konnten frei im Raum stehen, d.h.
sie eigneten sich zur Raumtrennung.
Die Holzelemente wurden in verschiedenen Holzarten hergestellt.

Schon 1963 wird das Montagesystem unter dem Namen
"Sibylle" statt "Sybille"
in der Wohnzeitschrift "Kultur im Heim" gezeigt:

Der VEB Lokomotivbau - Elektrotechnische Werke "Hans Beimler"
 in Hennigsdorf bei Berlin
 "erledigt  umfangreiche Zulieferaufträge 
für den beliebten Montagemöbelsatz "Sibylle" des VEB Möbelwerk Stralsund. 
Die Leitern bestehen aus verschweißtem Rundstahl, weiß lackiert."


Vorbild war sicher das String-Möbelprogramm, entworfen vom Dänen Nisse Strinning
das eher die Fünfziger Jahre repräsentiert,
 aber auch in Westdeutschland noch bis Ende der der Sechziger 
z.B. in Versandhauskatalogen in Billigversionen angeboten wurde.



1968/69 Neckermann


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Küche - 1967 VERO - kitchen


Eine hellblaue Küchenzeile aus Holz -
die Farbe und der Messingstreifen als Griffleiste haben einen Fünfziger-Jahre-Charakter.
A light blue kitchen unit made of wood -
the color and the brass strip as handle bar have a touch of the fifties.





Der passende Tisch ist genau wie die Schränke aus Holz.
Nur die Stühle sind aus Plastik.
Das ist ein Foto vom neuen VERO-Puppenmöbelkarton, der wohl bis 1971 benutzt wurde.
Auf dem Foto sieht die Küche eher grün aus.
The matching table is just like the cabinets made of wood. Only the chairs are made of plastic.
On the photo of the doll furniture box the kitchen looks rather green.







"Küche, 5teilig mit 2 Plastestühlen"

1967 und 1969 im VERO Katalog mit dem schönen Titel
"VERO Spielzeug will dein Kind"
Ob es auch 1968 oder 1970 bis 1971 einen Katalog gab?
1972, nach der Vergrößerung der VERO durch weitere Enteignungen, gab es einen neuen Katalog,
VERO Centa, 
in dem dann schon die Produkte der neuen enteigneten Firmen zu sehen war,
 z.B. von Hermann Rülke.
Im Katalog von 1972 gibt es nur noch Bauernküchen aus Holz.
Die moderne Küche ist dann aus Plastik.

Es ist lustig, dass die Katalogmacher nicht kapiert haben,
dass der Schrank rechts keine seltsam winzige Kommode ist, 
sondern der Oberschrank,
 der auf die zwei Messingstifte aufgesetzt werden sollte 😉.

Quite funny that the catalog designers did not understand,
 that the cabinet on the right is not a strangely tiny dresser,
 but the top cabinet, which should be put on
 the two brass pins of the tile backside 😉.



Das Vorbild für die Küche mit dem auffälligen Fliesenmuster 
könnte die untenstehende Küche
sein.
The model for the kitchen with the eye-catching
 tile pattern could be the kitchen below.


Anbauküche, Modell "Diplom"
Entwurf und Ausführung:
VEB Holzverarbeitungswerk Klosterfelde

1966
Hans Lewitsky, Meine Wohnung
VEB Verlag für Bauwesen





Hier sieht man die anderen Zimmer aus dem 
VERO-Puppenmöbel-Programm von Ende der Sechziger. Alle sind aus Holz.
The other room sets of the VERO doll furniture program from the end of the sixties. 
All are made of wood.



Das Wohnzimmer ist komplett und genauso 
(außer dem Hocker vor dem Sessel) im VERO-Katalog von 1967 zu sehen.
Es könnte also auch aus dem letzten EMS-Jahr sein.
Auf dem letzten EMS-Puppenmöbel-Karton ähneln die Wohnzimmerschränke ein wenig diesem Design.




Foto Katalog 1972

Das Schlafzimmer mit Möbelbeinen,
die Variante ohne Beine ist älter.

Dagmar Turnidge




Wohnzimmer - 1969 VERO - livingroom




Ein heller Wohnzimmerschrank, einfach im Design, 
nur die Asymmetrie und die silbernen Griffe weisen noch auf das Fünfziger-Jahre-Design hin.
A lounge cabinet, light wood, simple design, 
and only the asymmetry and the silver handles betray its fifties heritage.


Statt eines Sofas gibt es nur eine unbequem aussehende Liege,
 dazu farblich passende Sessel und ein Couchtisch, 
dessen schwarzes Muster ebenfalls eher in die Fünfziger gehört.
Adding a divan bed and matching armchairs in two colour
s and a table with a black pattern you find yourself deeper
 in the fifties than the cabinet had suggested.



Die Sesselbeine bzw. -lehnen sind aus einem gebogenen Stück Schichtholz.



Der Gesamteindruck ist hell und freundlich:
der skandinavische Einrichtungsstil ist auch im DDR-Design angekommen -
wenn auch noch mit einigen typischen Fünfziger-Jahre-Eigenheiten.

The overall impression of this living room ist light and friendly,
 the Scandinavian influences on living room design in East-Germany can not be denied.




1969 VERO-Katalog

Im VERO-Katalog von 1967 sind nur die Sessel zu sehen,
kombiniert mit moderner aussehenden Schränken.

 

Ein Interview mit mir über das 
Möbeldesign der Sechziger Jahre
dargestellt durch die originalen Puppenmöbel dieser Zeit.
Dieses Wohnzimmer ist auch dabei.
An interview with me...
... about the 60s interior design represented in dollshouses of that time. 
 






In der Sammlung Bruchsal sehen wir den Schrank mit den Sesseln und einem anderen Tisch.






Wohnzimmer 2 - 1969 VERO - Livingroom 2



Die so beliebten Schleiflackmöbel der Sechziger Jahre, 
mit goldener Verzierung, sind vor allem durch die Lundby-Versionen bekannt.
Lundby nannte sie "Rokoko-Möbel" mit Goldverzierung.
Aber auch VERO stellte Holzmöbel in diesem Stil her.
Sie sind in einem kleineren Maßstab als 1:12,
damit sie auch in die sogenannten "Schwedenhäuser" von VERO passten,
die im Maßstab 1:15 gebaut wurden.
Foto siehe hier

The Rococo style - white lacquered with golden ornaments - 
was very popular in the 60s, remember the Lundby dolls furniture. 
But VERO also had a series of furniture based on this style. 
They even were in the 1:15 scale for the "Swedish dolls houses".
Photo here



Hier ist eine Puppenstube (1:12) von VERO aus dem Jahr 1970
 mit diesem Wohnzimmer eingerichtet, 
allerdings gehörte zum Original-Set nur eine Couch und zwei Sessel. 
Die Armlehnen sind aus Plastik.



1969 gab es als Neuheit ebenfall ein passendes Schlafzimmer.
In 1969 a matching bedroom was introduced, too.


1971 im VERO Bungalow (1:12)



Die Abbildung auf dem Möbelkarton




1970


Katalog 1972 VERO Centa


 1971


 VERO warb 1971 vor der Leipziger Herbstmesse mit einem VERO-Puppenhaus,
eingerichtet mit VERO-Möbeln aus Holz.

Aber der Trend ging zu Kunststoffmöbeln.



 


1972



1972

Laut Bericht in der offiziellen DDR-Spielzeug-Zeitschrift 1971 "Spielzeug von heute"
waren die Möbel
"...für das Kind geschmacksbildend. Sie fördern auch unsere sozialistische Wohnkultur."
Was wie immer die Frage aufwirft, 
wie ein sozialistisches Wohnzimmer sich von einem kapitalistischen unterscheidet.
Es wird auch betont, dass weder die strenge Standardisierung der Möbelstücke 
noch die Verwendung von Plastik der
 "wohnlichen Gestaltung dieser kleinen Puppenwelt im Wege stehen."
Anscheinend waren dies Befürchtungen, die damals geäußert wurden.
"Gerade die Standardisierung machte den Gestaltern des bekannten erzgebirgischen Spielwarenherstellers die gute Addierbarkeit,
 die vielen Varianten, die Kombinationen der Möbel untereinander möglich, 
nicht zu vergessen die Austauschbarkeit von Türen und Schubfächern."

... und genau so war es auch in der realen Welt :) !















 


1972 VERO CENTA
Vor 1972 waren Couch und Stühle dieses Wohnzimmers
 von Hermann Rülke hergestellt worden.



Nach 1972



 vor 1972: Hermann Rülke
Before the toy company Hermann Rülke was expropriated in 1972 they had designed this livingroom set. Now it was sold in the VERO box.





Dieselben Küchenmöbel im Rülke-Karton und im VERO-Karton.
The same kitchen furniture in a Rülke box and in a VERO box.



1975




 

Noch sind einige Möbel aus Holz.
Some furniture is still made of wood.








um 1975

Holz / Wood





1980er Jahre
 
 
 

 Holz
 
 


Can you recognize the green Rülke-later-VERO lounge cabinet?
 
Plastik



-Updated version of an earlier blog post

1 Kommentar:

  1. Thank you for this informative overview of Vero. I have learned a great deal.

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