Mittwoch, 26. Februar 2014

Schlafzimmer - Wichtelmarke - Bedrooms




Schlafzimmer wohl aus den Fünfzigern.
Bedroom of the fifties, I guess.
 


 

 




Wie vielversprechend für meine Herstellerforschung:
Puppenmöbel im Originalkarton und freundlicherweise hat der Hersteller 
sein Logo an der Seite hinterlassen,
 denn aufgedruckt ist der Name auf dem Karton leider nirgendwo.
Ein schön illustrierter Karton, der schon fast ein kleiner Herstellerkatalog ist 
- denn die Zeichnungen sind akkurat und wurden nicht künstlerisch verfremdet.

How promising for my research:
 dolls furniture in its original sale box and the kind firm 
marked it with a sticker of its brand. 
A great help because on the box are only drawings and no name.
A wonderfully illustrated box lid, almost a small firm catalogue
because the drawings are very exact.

Ullrich und Hoffmann: Wichtelmarke
(Wichtel = gnome)



Ein sehr einfaches Schlafzimmer, 
es ist eine preiswerte Version wohl von Mitte/Ende der 50er,
 denn die Türen in der Frisierkommode sind aus einfachem Plastik.
 Die Schranktüren haben keine Griffe.
Auf dem Bett liegt ein Papierstück, das aussieht wie ein Stück Puppenstubentapete
 und als Bettunterlage nahm man einfach die Pappe, 
aus der man auch den Karton gefertigt hatte.
A very simple bedroom, yes, 
a less expensive set of the middle/end of the 50s. 
The doors of the dressing table are made of plastic 
and the doors in both cabinets have no knobs.
The bed is decorated with a piece of (wall?) paper 
and as a mattress serves a piece of cardboard -
 the same printed cardboard they took for the box.



Der Karton muss lange Zeit offen gelegen haben, 
denn die Möbelumrisse sind klar zu erkennen.
Und dadurch sehen wir deutlich, 
dass auch mal kleine Nachtschränke zum Möbelset gehörten.
 The box must have laid open for a long time 
because the outlines of the pieces are clearly visible.
The outlines prove clearly that sth is missing:
 the night stands I presume.




Ein weiteres Schlafzimmer aus dieser Zeit.
 Ich denke, es ist ein Vorgänger, 
denn hier wurde kein Plastik eingesetzt 
und das Design ist nicht so gradlinig. 
Die Möbel haben alle Griffe.
Damit gar kein Zweifel besteht,
 dass dieses Schlafzimmer von demselben Hersteller kommt, 
finden wir wieder das Stück aus dem Möbelkarton als Bettunterlage. Danke.
Another bedroom from that period.
I think the predecessor because there is no plastic
 and the design is more curved. 
The doors and the drawer have knobs.
And to leave no doubt that the two rooms are of one firm
there is the same mattress in the bed.
Thank you.




Manchmal öffnet man eine Tür und wird daran erinnert, 
dass man altes Kinderspielzeug sammelt und keine alten Firmen.
Zu niedlich, ich habe alles genauso drin gelassen.
Sometimes you open a door 
and you are reminded that you collect toys and not firms after all ... 
I left everything exactly where it was.


Ein späteres Schlafzimmer, 
das schon ganz die Formensprache der 50er verkörpert, 
doch die Griffe sind geblieben.
A later bedroom has the same knobs but the design of the fifties.

Sammlung Bruchsal




1958 ein Wichtelmarke Schlafzimmer in einer Lipfert-Stube




 
 1960
 Wichtelmarke Schlafzimmer links Mitte
 
 
 

Um 1960
 - welche Stilelemente sind noch typisch Fünfziger 
und welche gehören schon zum moderneren Wohnstil?
About 1960 -
which design features are still fiftyish and which are new?

aus meiner Sammlung

Auch ohne den Karton gesehen zu haben, 
weisen die geschwungenen Formen des Bettes eher in die Vergangenheit.
 Ein weiteres Merkmal ist die Form des Schlafzimmerschranks:
er steht noch auf zierlichen Füßen.
The swinging forms of the bed 
and the slanted feet of the cupboards are surely a fifties heritage. 



Der Kontrast von schwarzem Lack zur weißen Holzlasur
 gehört natürlich auch in die Fünfziger.
Just as the contrasting colour black to the white back of the bed.


So leicht wird der Nachttisch in die Bettrückwand geschoben.
That ist how the small locker is connected to the bed.



Sehen wir uns doch mal ein paar Schlafzimmer aus den Fünfziger Jahren der DDR an, 
um den Unterschied besser zu sehen:
Let us look at some fifties bedroom made in East Germany during the 50s.



Bild 1:
Die Deutschen Werkstätten Hellerau (VEB) bauen dies Schlafzimmer
in mattiertem Kirschbaum nach einem Entwurf des Architektenkollektivs Jahn.
Bild 2:
Einen sehr schwungvollen Entwurf von Walter Wittig,
Entwicklungsstelle Triebes, verwirklichte der VEB Qualitätsmöbelwerke Triebes.
Der besondere Vorteil ist, dass man die Betten auch einzeln anordnen kann.
Das Schlafzimmer wird in anpoliertem Sapeli-Mahagoni hergestellt.

Bild 3 und 4: 
Bei diesema Doppelbett in schattiert gebeizter Birke wurden
 die Nachtschränkchen an den Kopfteilen befestigt.
Besonders reizvoll wirkt der runde Spiegel mit schwenkbaren Seitenteilen auf der Frisierkommode.
Der dazugehörige Schrank hat Rahmentüren mit stoffhinterspannten Glasfüllungen.
Entwurf: Entwicklungsstelle Zeulenroda, Architektenkollektiv Ernst, Schulze, Gebert.
Das Modell wurde speziell für den Export entwickelt.



Bild 1 und 2:
Bei diesem formschönen Schlafzimmer in Ahorn und Macoré, poliert,
wurde die Plastikfolie polstermäßig verabeitet.
Das Grün der Folie harmoniert gut mit den Holztönen.
Das zweite Bild zeigt den geräumigen Ankleideschrank.
Enwurf: Entwurfsbüro Zeulenroda.


Alle Schlafzimmer stammen aus "Kultur im Heim" Jg. 1957
der maßgebenden Wohnzeitschrift der DDR aus dieser Zeit.
Keines ist besonders wagemutig in der Formensprache, 
d.h. so viele beschwingte Linien und Kontraste findet man nicht, 
eins davon könnte auch glatt noch aus den 30er Jahren sein. 




Schlafzimmer oben links


Sammlung Alexandra












Dagmars Sammlung


Schlafzimmer von Wichtelmarke aus den 60ern - Mitte bis Ende -
mit den typischen geschwungenen Schrankgriffen.
 Die Griffe gab es in zwei Varianten.
Look at another bedroom made by Wichtelmarke in the sixties.









1967 stehen sich im DDR-Konsument-Versandhaus-Katalog beide Formen gegenüber:
links Modell Annett, modern mit einfachen klaren Linien,
 gerade Möbelbeine, ein Kleiderschrank auf schmalem Sockel.
Rechts ein Modell, das auch in die Fünfziger Jahre gepasst hätte.
Wofür mögen sich wohl die Käuferinnen und Käufer am liebsten entschieden haben?

Bedrooms of 1967
 - straight lines and legs on the left, slanted lines and legs on the right.
What style did the buyers prefer I wonder?



Achten Sie darauf,
daß Ihre Wohnung so gepflegt ist wie Ihre Frisur,
der man nicht anmerken darf,
daß Sie vom Friseur kommen.
THADDÄUS TROLL



- Der Blogbeitrag ist von mir stark gekürzt worden, im März 2024, 
da Google Fotos viele meiner über zehn Jahre alten Fotos
 als nicht gesichert eingestuft hatte und sie deshalb nicht mehr anzeigte. -
 
Viele Fotos sind jedoch noch hier:
 
Dolls House Furniture of Ullrich and Hoffmann (Wichtelmarke), 1951-1970 by diepuppenstubensammlerin with Rebecca Green (December 2014)
 
  Wenn nicht anders vermerkt, sind alle Fotos aus meiner Sammlung
diePuppenstubensammlerin
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Montag, 17. Februar 2014

Landhaus - 1959 VEB Grünhainichen - Country house

Dieses kleine Puppenhaus aus der Ausstellung "Traumwelten der Fünfziger Jahre"
 erregt unter Sammlern große Aufmerksamkeit. 
Andere Exponate hat man alle schon irgendwo gesehen, 
aber nicht dieses Einzimmerhaus.
This small dolls house from the exhibition "Dreamworlds of the Fifties" 
was always a special one.
We never had seen it before
 and all the following years it never would cross our paths again.




Und das ist verwunderlich, denn der Hersteller 
hat im Jahr 1959 sogar im westdeutschen Branchenmagazin "Das Spielzeug"
 mit genau diesem Puppenhaus geworben. 
Der Junge freut sich darüber, dass er auch mitspielen darf,
 denn für ihn gibt es ja die Garage mit dem Auto, 
während seine Schwester mit dem Puppenhaus beschäftigt ist.
Eine einfache Konstruktion und doch eine raffinierte Idee, 
denn die Garage wird einfach dazu gestellt, 
wie man auf der Zeichnung erkennen kann. 
Das "Landhaus" selbst hat nur zwei Wände, 
davon besteht eine Wand nur aus Fenstern und der Eingangstür.
 

 
Why it is so rare?
The East German firm
VEB (i.e. nationalized)
Holzspielwarenfabrik (i.e. wooden toys factory)
Grünhainichen (i.e. village in the ore mountains, also called "village of angels")
even promoted exactly this dolls house in West-Germany with the ad shown above.
Note the happy boy - 
he can play with the attached garage while his sister is master of the house.
A simple but refined construction: 
the garage is a separate part which could be placed next to the small house.
 

Wirklich eine erstaunlich Leistung,
 dieses hochmoderne Puppenhaus, 
außer dem kleinen Teich und den Fensterscheiben ist noch alles aus Holz gefertigt.
 Es ist das erste architektonisch besondere Haus dieses Herstellers, 
das ich kenne. 
In den Jahren darauf sollten noch viele andere folgen, wie wir sehen werden.
An extraordinary modern dolls house, 
still mostly made of wood, 
only the little pond and the window panes are made of plastic.
 It is the first architectural exciting house that I know of this firm. 
Former houses were in the traditional style
 but in the years to come they would show us many more amazing models.




Samstag, 1. Februar 2014

Kindler und Briel - Kibri - Böblingen

 Firmengeschichte - Company history




Die Firma Kibri -  Kindler & Briel - blickt auf eine bemerkenswert lange Geschichte zurück. Sie überlebte zwei Weltkriege, sie entdeckte immer neue Nischen der Spielwarenherstellung, stellte sich von der Blechverarbeitung auf die Kunststoffverarbeitung um und nicht zuletzt blieb sie ihrem Gründungsort Böblingen über all die Jahre treu.

The toy firm Kibri - Kindler & Briel - was founded in 1895 in Böblingen and produced toys made of tin and later also of wood and - since 1956 - of plastic. Although they were mostly famous for their model trains accessories the firm always built doll's houses, kitchens, baths, shops and so on.

Die "Fabrik feiner Spielwaren" wurde 1895 vom Fabrikanten Wilhelm Kindler und Kaufmann Adolf von Briel in Böblingen auf einem neu erworbenem Gründstück gegründet. Geworben wurde mit den "Specialitäten" Küchen, Kaufläden, Brunnen, Badeanstalten, Eisenbahnen. Knapp 10 Jahre später machte man mit aller Macht dem 10 Kilometer entfernten traditionsreichen Unternehmen Märklin Konkurrenz. Die Produktpalette 1904 war sehr groß, darunter auch viele Puppenartikel wie "Einrichtungsgegenstände für Puppenzimmer" oder für Küchen und Läden, Gartenlauben und Veranden, die an Puppenstuben angehängt wurden. Puppenküchen und Läden gab es auch, Puppenstuben nicht. 1912 hatte Kibri schon 42 Mitarbeiter, ein großer Anteil der Erzeugnisse ging in den Export. Nach dem Ersten Weltkrieg zeichnete sich der Schwerpunkt Modelleisenbahnen ab, Garagen und Tankstellen kommen dazu. Bis in die Zwanziger Jahre waren die Spielwaren aus Blech und Eisen. Spielwaren aus Holz, z.B. Gesellschaftsspiele, wurden zwar vertrieben, aber nicht selbst hergestellt. Nur bis 1927 wurden Puppenküchen und Zubehör angeboten, das Kauflädensortiment blieb jedoch, sowie Badezimmer in allen Größen und einige wenige Puppenzimmer. 
Kibri produzierte kaum Kriegsspielzeug, im Kaiserreich überhaupt nicht und im Dritten Reich nur einige Teile. Vor, während und nach dem Krieg gab es nur wenig Metall für die Spielzeugindustrie und auch Kibri verwendete Ersatzmaterialien, z.B. bauten sie einen Bahnhof komplett aus Holz und Pappe. Sie hatten Glück, das Firmengebäude blieb verschont. 
Nach 1945 wurde Holz- und Blechspielzeug hergestellt, das Modellbahnzubehör stand im Mittelpunkt.
Schon 1948 findet man wieder Ausstattungsteile für Puppenstuben und Kaufmannsläden im Katalog.
1949 wirbt die Firma schon für Wasserspielzeug aus Blech, siehe >>>hier.

 
 



1951 
 
1953 wird in der Export-Ausgabe von "Das Spielzeug" keine Puppenstube und kein Puppenhaus erwähnt.
1953 Report about Kibri for an export edition of the journal "Das Spielzeug". Only a bathroom, toy shops and kitchen cupboards are mentioned, no dolls house, no room box.
1954 annonciert man eine Puppenküche und eine große Puppenstube aus Holz im Branchenmagazin "Das Spielzeug".
Im "Spielzeug"- Export Branchenmagazin von 1955 zählt die Firma ihre Produkte auf, es sind keine Stuben oder Puppenhäuser dabei, nur Badezimmer, Kaufläden und Spülen werden als Puppenzubehör aufgeführt.
1955 again the list of products contains no dolls house.
Auch beim Bericht von der Messe 1955 fehlen Puppenhäuser und Stuben.
1955 Nuremberg Toy Fair report: no dolls houses
1956 wird mit der Produktion von Kunststoff begonnen. 1957 sind Badezimmer, Puppenzimmer, Küchen, Kaufläden, Verkaufsstände und Ladentheken, Puppenmöbel und  Puppenschaukeln laut Jubiläumsschrift im Katalog enthalten. Diese Kataloge liegen mir leider nicht vor.

   

1959 - siehe Eintrag im Katalog der Nürnberger Spielwarenmesse - stehen aber wieder keine Puppenstuben oder -häuser auf der Produktliste, nur Badezimmer und Kaufläden.
In einem Spielwarenkatalog von 1960 finde ich eine Puppenstube von Kibri.

1961 - diesen Kaufladen gab es in ähnlichem Design
schon in der >Neuheitenliste 1957

1961 boten sie ein modernes Puppenhaus aus Holz mit Anbaumöbeln an.
1966 gab es Kaufläden aus Holz und Kunststoff.
1973 zerstört ein durch Brandstiftung ausgelöster Großbrand das komplette Firmengelände. Viele historische Modelle, Muster, Bücher, Dokumente gehen ebenfalls in Flammen auf. Doch nach dem Wiederaufbau konnte 1995 das hundertjährige Bestehen gefeiert werden.
1973 a major fire - started by arson - destroyed the entire premises. Many historical models, patterns, catalogues, documents were lost. The buildings and machines were built up again and in 1995 they celebrated their 100th anniversary. 
2010 meldete die Firma Kibri Insolvenz an, die Markenrechte wurden an die Viessmann Modellspielwaren GmbH verkauft. 
2010 bankruptcy, the trademark rights were sold to Viessmann Modellspielwaren.





Kibri Puppenhäuser und -stuben

Chronology of Kindler & Briel dolls houses and room boxes



1960
 
 
Sammlung Halver
 
 
 


1961


 
 



1964


1969




 
-Blogbeitrag stark gekürzt am 20.7.2021,
da viele der gezeigten Objekte nicht von Kibri hergestellt wurden,
sondern vermutlich von Elfriede Lipfert.
Wie konnte ich so viele Jahre diesen Fehler übernehmen?
Ich weiß noch nicht mal, wo diese Zuordnung herkam.
Aber warum akzeptierte ich es so lange,
selbst als ich in den mittlerweile vorliegenden Kibri-Katalogen
keine dieser Häuser und Stuben entdecken konnte?
-Aktualisiert 27.02.2024
 
Blog post heavily shortened on 20.7.2021,
because many of the objects shown were not made by Kibri,
but probably by Elfriede Lipfert.
How could I be so wrong?
I honestly do not know.
Everybody "just knew" that these room boxes were made by Kibri.
And although I wondered sometimes 
why they never made an appearance in the few catalogues by Kibri
I never followed this thought to the end. 

Alle Fotos, die mit "aus meiner Sammlung" gekennzeichnet sind:
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