Sonntag, 23. Februar 2025

Esszimmer - Dining rooms

 1953 schrieb Klara Trost in "Schönes Heim, schöner Hausrat", 
dass aus dem Wohnzimmer wegen der Wohnungsnotzeit ein Allraum geworden sei:
Esszimmer - Arbeitszimmer - Spielzimmer - Küche - Schlafzimmer
 In 1953, Klara Trost wrote in "Schönes Heim, schöner Hausrat" that the living room had become a common room due to the housing shortage: dining room - study - playroom - kitchen - bedroom
 
Esszimmer, Arbeitszimmer, Spielzimmer - 
sie alle waren immer nur in großen Wohnungen zu finden.
Auch in Puppenhäusern sind dies sehr seltene Zimmervarianten,
die aber durchaus hergestellt wurden. 
Ein Beispiel:
1912 im "Spielwaren und Puppen"-Katalog 
von Hermann Kurtz, Stuttgart
werden "Puppenzimmer in allerfeinster und elegantester Ausführung
in durchaus modernem Stil" angeboten,
darunter auch ein Speisezimmer.
Leider ohne Abbildung.
Dining rooms, study rooms, playrooms - 
they were all only ever found in large flats. 
These are also very rare room variants in doll's houses, 
but they were certainly produced.
An example: In 1912, the "Toys and Dolls" catalogue from Hermann Kurtz, Stuttgart, 
offered "doll's rooms in the finest and most elegant design in a thoroughly modern style",
 including a dining room, unfortunately without an illustration.
 
 
 
 1971 Burda Moden, Heft 3
 
 
 Schauen wir uns also mal an,
was die Puppenmöbelhersteller ihren kleinen Puppenmüttern
in der Nachkriegszeit als Esszimmer anboten.
 So let's take a look at what doll furniture manufacturers offered 
their little doll mums as a dining room in the post-war period.
 
 
 
 Bodo Hennig hatte von
 1955-1960 einen "Esszimmerschrank" im Programm,
der später "Anrichte" genannt wurde,
 siehe links auf dem obigem Foto.
Ich würde es als sehr voluminöses Sideboard bezeichnen,
die allerdings erst ein Jahrzehnt später für Esszimmer modern wurden.
Dann aber in leichterem Design.
 
1957 sehen wir dann in einer Hennig-Anzeige
wie eine Essecke im Wohnzimmer
mit den hochmodernen Sprossenstühlen ausgestattet ist.
Das ist natürlich kein Esszimmer.
Das wird es erst in späteren Jahren geben.

Zunächst gehört bei Bodo Hennig der Esstisch mit Stühlen 
zum Wohnzimmer oder zur Küche.
 
 From 1955-1960, 
Bodo Hennig showed a "dining room cabinet" in the catalogues, 
which was later called a "sideboard", 
see left in the photo above.
 I would describe it as a very voluminous sideboard,
 which only became modern for dining rooms a decade later, 
but then in a lighter design.
 
In a 1957 Hennig advert, 
we then see a dining area in the living room 
furnished with the ultra-modern rung chairs. 
Of course, this is not a dining room. 
That would only come in later years.

Initially, Bodo Hennig's dining table and chairs 
were part of the living room or kitchen. 
 

 
 
 

 
 Anton Werner hatte gegen 1957 
einen Tisch mit vier Stühlen
im Angebot.
Der Vitrinenschrank aus dieser Zeit von ihm
 könnte auch in ein Esszimmer passen,
aber da ich keine Kataloge von dieser Firma kenne,
weiß ich nicht, ob das beabsichtigt war.
Wahrscheinlich nicht.
In den Fünfzigern gab es für das Wohnzimmer immer
 noch Stühle zu kaufen und statt eines 
Couchtisches gab es den hohen Wohnzimmertisch passend dazu.
 Anton Werner had a table with four chairs on offer around 1957. 
The display cabinet from this period could also fit into a dining room, 
but as there aren't any catalogues from this company,
 I don't know if that was the intention. 
Probably not. In the fifties, 
chairs were still available for the living room
 and instead of a coffee table, 
there was the high living room table to match.
 


 

Alle Möbel vermutlich von Anton Werner.
Made by Anton Werner, presumably.

 


Sammlung Gronau



EMS 1960
Dieses Set ist komplett und auf den ersten Blick sieht
es wie ein Esszimmer aus -
das erste! Aber nein.
Ich kenne keinen EMS-Katalog mit Beschreibung des Angebots,
deshalb kann ich nicht sicher sein,
aber im Kontext der bekannten Werksfotos,
sind die Schränke und der Tisch Wohnzimmermöbel,
genauso wie die gepolsterten Stühle.
 EMS 1960 This set is complete
 and at first glance it looks like a dining room
 - the first one! But no. 
I don't know of any EMS catalogue describing the doll house rooms, 
so I can't be sure, 
but in the context of the known factory photos, 
the cupboards and table are living room furniture, 
as are the upholstered chairs.
 
Halten wir fest:
In unseren Wohnzimmern heute gibt es keine Stühle
 - sie gehören in die Küche oder in das Esszimmer.
Das war in den Fünfzigern anders.
(Gepolsterte) Stühle waren rund um den dunklen Eichentisch platziert,
daneben das Sofa oder auch nur ein gemütlicher Sessel und natürlich
der alles beherrschende Wohnzimmerschrank.
 


In einem DDR-Katalog von 1963
 
 
 Aus den Fünfzigern ist mir also kein Esszimmer
für das Puppenhaus bekannt.
Dafür wird das nächste Jahrzehnt mit zunehmendem Wohlstand
auch Esszimmer zum Spielen anbieten.
Hier das erste von Kibri aus dem Jahr 1961:
 I am not aware of any dining room for the doll's house from the fifties, 
but the next decade will offer dining rooms for playing 
as prosperity in the society increases. 
Here is the first one from Kibri from 1961:
 
 
 
 Im Erdgeschoss des Kibri-Puppenhauses
liegen Küche und Esszimmer nebeneinander.
Hier sehen wir etwas Seltenes:
Eine Durchreiche.
Tatsächlich kenne ich Durchreichen - 
aber ich kann mich nur an ein einziges reales Haus erinnern,
wo ich jemals eine Durchreiche gesehen habe.
In Puppenhäusern ist es hier das erste und einzige Mal.
 On the ground floor of the Kibri doll's house,
 the kitchen and dining room are next to each other.
 Here we see something rare: a passthrough.
 In fact, I know passthroughs - 
but I can only remember one real house where I have ever seen one.
 In doll's houses, this is the first and only time.


Hier sieht man die Durchreiche deutlicher,
und unten sind die mobilen Elemente aus dem Puppenhaus
gesondert aufgestellt.
Die Rückseite des "Durchreiche"-Elements ist ein
Küchenteil. 
Here you can see the pass through more clearly,
and below, the mobile elements from the doll's house
are set up separately.
The back of the "pass through" element is part of the kitchen.



 
 
 
 
Die Essecke hinter der Durchreiche mit einer Eckbank.
 Zum riesigen Esszimmer gehören auch zwei Regale.
The dining area behind the pass through with a corner bench.
 The huge dining room also includes two shelves.

 
 
 
 

Im Lundby-Puppenhaus Mitte der Sechziger
nimmt das Teakholz-Esszimmer im Erdgeschoss einen großen Raum ein.
Ein solches Esszimmer-Set sehen wir unten.
Der Raum wurde auch als "Wohndiele" bezeichnet.
In the Lundby doll's house of the mid-sixties,
 the teak dining room on the ground floor.
 We see such a dining room set below. 
The room was also known as the "living hall".
 
 
Sammlung Ratingen


 um 1971
 


Es gab auch "Salon- und Esszimmermöbel" von
Lundby im Rokoko-Stil.
Katalogfoto von 1966
There was also "salon and dining room furniture" 
by Lundby in the Rococo style.
 
Die Esszimmer-Kommoden kann man noch nicht Sideboard nennen.
Aber im nächsten Puppenzimmer hat es schon die richtige Größe für diesen Namen.
You can't call the dining room chests of drawers a sideboard yet, 
but in the next doll's room it will already be the right size for this name.


 
Ab Mitte der Sechziger Jahre gab es im Puppenhaus 
plötzlich viele Esszimmer.
War es ein Modetrend?
Oder ein Zeichen von Luxus?
Hier die Version aus Kunststoff von Modella von 1967.
Ein Servierwagen darf natürlich nicht fehlen und
aus der Kommode oder Anrichte
 ist jetzt ein modisches Sideboard geworden.
From the mid-sixties there were suddenly many dining rooms in the doll's house. 
Was it a fashion trend? Or a sign of luxury? 
Here is the plastic version by Modella from 1967. 
A serving trolley is of course a must and the chest of drawers or sideboard
 has now become a fashionable sideboard.



 
Bodo Hennig hatte in den Sechzigern noch kein ausdrückliches Esszimmer im Programm,
aber natürlich immer Möbel für eine Essecke.
Zum Beispiel ab 1967 dieses hochmoderne Set mit Metallbeinen.
Das abgebildete Muster gab es ab 1972.
 Bodo Hennig did not yet have a specific dining room in its programme in the sixties,
 but of course always had furniture for a dining area, 
for example this ultra-modern set with metal legs from 1967. 
The fabric cover design shown here was available in 1972.
 
 
Auch aus der DDR, von Paul Hübsch, kam jetzt ein Esszimmer -
in weißem Schleiflack - siehe im linken Zimmer.
Also from East-Germany, from Paul Hübsch, 
now came a dining room - in white sanded lacquer - 
see in the room on the left.

 
 

 Auf dem Möbelkarton sind Wohnzimmer
 und Esszimmer in weiß auch abgebildet.
  The living room and dining room in white 
are also shown on the furniture box.
 
 "Auch dieses sehr gut gestaltete Wohnzimmer aus Holz
ist von der Firma Hübsch aus Seiffen ausgestellt worden"
 
Ich denke, die Beschreibung in der 
DDR-Spielzeug-Zeitschrift von 1969 ist falsch.
Da ja auch ein Wohnzimmer angeboten wurde, 
das allen Wohnzimmer-Kriterien dieser Zeit
entspricht (Schrankwand, Polstergarnitur),
ist dieser Raum eindeutig als Esszimmer konzipiert.

 


 
1964 Zeitschrift "Schöner Wohnen"
Dieses Zimmer wirkt wie das exakte Vorbild 
für die Puppenausgabe von Paul Hübsch.
Weiß lackierte Möbel und auch die eleganten Sprossenstühle
waren sehr beliebt.
 This room looks like the exact model for Paul Hübsch's doll's edition. 
White lacquered furniture and the elegant rung chairs were very popular.
 
 
 
 
 1969 "Spielzeug von heute"
Im selben Jahr wie das letzte Esszimmer aus Holz von Paul Hübsch
warb Hermann Rülke für dieses knallrote Plastikset.
Sprossenstühle sind es auch hier.
 In the same year as the last wooden dining room by Paul Hübsch, 
Hermann Rülke advertised this bright red plastic set, 
which also features rung chairs.
 

Am Ende der Sechziger wird Holz
 von der Firma Rülke nur noch selten verwendet.
Das Set ist komplett.
Kein Sideboard... , aber auf dem Möbelkarton aus dieser Zeit
sieht man unten ein Esszimmer mit Sideboard.
At the end of the sixties, 
wood was rarely used by the Rülke company. 
The set is complete, no sideboard... , 
but on the furniture box from this period 
you can see a dining room with sideboard at the bottom.
 
 

 
 
 
 


1969 Fritz Altmann 
 
Springen wir auf die andere Seite der Mauer,
wohl ins letzte Jahr der Firma Altmann,
die bis zuletzt beim Werkstoff Holz geblieben ist.
Esszimmer mit Sideboard.
Dining room with a sideboard.



 

Im Esszimmer sitzen vier Caco Damen bei einer Flasche Wein zusammen.
Die Stühle werden gerne mit Bodo Hennig Stühlen verwechselt.
Das Sideboard sieht noch nicht so modisch lang aus,
es ist wohl noch die alte Anrichte.
In the dining room we find four Caco ladies enjoying a bottle of wine. 
The furniture is by Fritz Altmann -
not to be confused with Bodo Hennig's who had a similar style.
 

 


 

 

 

Teppich im Zebramuster. Im Spiegel bin ich zu sehen...
The zebra pattern of the carpet. It is me, in the mirror...



Ab 1969

 
 
Die Tulpen-Gruppe besteht eigentlich aus einem Tisch und vier Stühlen,
sowie einem Hocker und einem Beistelltisch.
 Der Designer Eero Saarinen empfand die vielen Stuhl- und Tischbeine
 einer solchen Kombination als hässlich und verwirrend.
Zentraler Hingucker ist nun der runde Standfuß des Tisches aus gepresstem Aluguss.
Die Bauhaustradition wird von ihm weit hinter sich gelassen, 
keine rechten Winkel mehr, nur Kurven und Kreise.
 
Erstaunlich, dass diese hochmoderne Designer-Einrichtung 
sogar im Puppenhaus angeboten wurde. 


 

1968 Teppichwerbung
 
The tulip group actually consists of a table and four chairs,
plus a stool and a side table.
 The designer Eero Saarinen judged the many chair and table legs
 of such a combination ugly and confusing.
The central eye-catcher is now the round base of the table
 made of pressed cast aluminium.
It leaves the Bauhaus tradition far behind,
 no right angles anymore, only curves and circles.
 



Pink trifft Orange...im kleineren  Esszimmer von 1972.
Pink meets orange... in the smaller dining room of 1972.

Siebziger Jahre - Modella - in the seventies


Sammlung Anna Setz

Modella Esszimmer nach 1973.
 
 

Die möblierten kleinen Stuben von VERO aus dem Jahr 1975.
Oben links ist ein Esszimmer aus Holz.
Der Stil wird wieder gemütlicher.
In the top left-hand corner there is dining room with wooden furniture.
 

 
 
 JEAN Esszimmer - dining room
 
Die Accessoires für das Esszimmer:
Kerze zur Deko, Schallplattenspieler für die Musik,
 Zeitungsständer und Servierwagen.


 Siebziger Jahre - The seventies 
 

  
 In den JEAN-Papphäusern sehen wir dann weitere Ausstattung für Esszimmer:
Blumen, Bilder, Regale mit Nippes, Büchern, Fernseher,
alle als bunte Drucke an den Wänden. 

 

 
 
 
 

 

 1977 Bodo Hennig Esszimmer
 
mit "Anrichte dunkel, Esstisch dunkel" und Esszimmerstühlen im Katalog.
Es gab auch eine helle Holzversion mit Eckbank und Regalschrank.
There was also a light wooden version with corner bench and shelf unit.

 
    Wenn nicht anders vermerkt, sind alle Fotos aus meiner Sammlung
diePuppenstubensammlerin
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